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Opposition in Grossbritannien Kemi Badenoch neue Chefin der Tories

  • Kemi Badenoch ist neue Chefin der Konservativen Partei und damit auch Oppositionsführerin in Grossbritannien.
  • Die Parteimitglieder wählten die 44-Jährige zur Nachfolgerin von Ex-Premierminister Rishi Sunak, wie die Tory-Partei in London mitteilte.

Die ehemalige Wirtschaftsministerin Kemi Badenoch soll als neue Chefin die Konservative Partei in Grossbritannien nach der historischen Niederlage bei der Parlamentswahl mit einem harten Rechtskurs zurück in die Regierung führen.

Seit dem Brexit sind die Tories nicht zur Ruhe gekommen. Innerhalb weniger Jahre scheiterten fünf verschiedene Premierminister – weil sie die Folgen des EU-Austritts nicht in den Griff bekamen, und schliesslich wie Boris Johnson an Skandalen.

Frau der klaren Worte

Seit der Wahlpleite im Juli stellen die Tories – über Jahrzehnte eine der erfolgreichsten demokratischen Parteien Westeuropas – nur noch 121 der 650 Abgeordneten im Londoner Unterhaus. Der Vertrauensverlust bei den Wählern ist immens. Badenoch muss nun für Stabilität und Geschlossenheit sorgen.

Frau am Rednerpult mit konservativem Logo.
Legende: Die 44-jährige Kemi Badenoch gehörte als Kabinettsmitglied der konservativen Regierungen von Liz Truss und Rishi Sunak an. REUTERS/Toby Melville

Doch das dürfte schwerfallen. Badenoch gilt als Frau der klaren Worte, ohne Rücksicht auf Person und Amt. Wie auch ihr unterlegener Kontrahent, der frühere Migrations-Staatssekretär Robert Jenrick, gilt sie als Vertreterin des rechten Parteiflügels. Insgesamt waren sechs Bewerberinnen und Bewerber angetreten. Moderate Kandidaten wie Ex-Innenminister James Cleverly schieden aber bei den Abstimmungen in der Fraktion aus, bevor die Mitglieder das letzte Wort hatten.

«Anti-Woke-Kulturkriegerin»

Die 44-Jährige gibt sich seit Langem als «Anti-Woke-Kulturkriegerin», die mit Äusserungen gegen das angeblich linksliberale Establishment auffällt. Auch während ihrer Zeit als Ministerin für Gleichberechtigung – das Amt hielt sie zusätzlich zu ihrem anderen Kabinettsposten – äusserte sich die Mutter dreier Kinder unter anderem kritisch über Genderfragen und plädierte gegen eine Anhebung des Mutterschaftsgelds.

Die Tories hatten bei den Parlamentswahlen im Juli eine krachende Niederlage erlitten und verloren erstmals seit 14 Jahren die Macht. Seither regiert die Labour-Partei um Premierminister Keir Starmer in London.

«Badenoch muss eine zerrüttete Partei einen»

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Kurzeinschätzung von Grossbritannien-Korrespondent Patrik Wülser: «Mit der 44-jährigen Ingenieurin Kemi Badenoch wird die konservative Partei künftig wieder von einer Frau geführt. Von einer Britin mit nigerianischen Wurzeln. Sie wird die erste schwarze Parteichefin und ebenso Leaderin der Opposition im Parlament. Badenoch hält aber ziemlich wenig von Identitätspolitik. Sie hat langjährige politische Erfahrung als Abgeordnete und Ministerin und sie politisiert am rechten Rand der konservativen Partei.

Badenoch sagt, was sie denkt und ist schlagfertig. Die Tories haben so wieder eine Stimme und das wird für Premierminister Keir Starmer im Parlament eine Herausforderung sein. Inhaltlich steht Badenoch für konservative Prinzipien: weniger Staat, niedere Steuern, Eigenverantwortung und eine restriktive Migrationspolitik. Ihr politisches Vorbild sei Margaret Thatcher, wie sie immer wieder betonte. Ihre Hauptaufgabe wird erstmal sein, die zerrüttete konservative Partei zu einen.»

SRF 4 News, 2.11.24, 12:30 Uhr ; 

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