Rom, Gran Canaria, Phuket: An den Schweizer Flughafen herrscht derzeit Hochbetrieb, denn in den meisten Kantonen sind Frühlingsferien. Beim Boarding dürften manche Sonnenhungrige derzeit aber ganz genau hinschauen, was für eine Maschine auf dem Rollfeld wartet: Denn schon wieder schreibt der amerikanische Flugzeugbauer Boeing Negativschlagzeilen.
Am Sonntag hat eine Boeing 737-800 in Diensten der amerikanischen Southwest Airline während des Starts eine Abdeckung eines ihrer Triebwerke verloren. Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken verbreitet wurden, war von einem Flugzeugfenster aus zu sehen, wie sich die blaue Verkleidung von einem der Triebwerke langsam ablöste. Die Maschine war auf dem Weg von Denver nach Houston – und kehrte aus Sicherheitsgründen wieder zu ihrem Abflugort zurück.
Was ist los bei Boeing – und muss man sich Sorgen machen, wenn man in eines der Flugzeuge steigt? Antworten darauf kann die Aviatikexpertin Laura Frommberg liefern.
Fliegen ist so sicher wie nie
Frommberg ist Chefredaktorin des Schweizer Online-Magazins Aerotelegraf – und steigt weiterhin mit einem grundsätzlich guten Gefühl in eine Boeing ein. «Denn die Airlines, mit denen man bei uns fliegt, tun alles, um die grösstmögliche Sicherheit zu gewährleisten.» Dies habe für alle Fluggesellschaften oberste Priorität. «Und ich vertraue darauf, dass das bei allen Flugzeugtypen der Fall ist.»
So weit, so beruhigend. Und die Vielfliegerin, die früher selbst Flugangst hatte, verweist auch auf die Statistik: Demnach war Fliegen noch nie so sicher wie heute. Eine Studie der Versicherungsgesellschaft Allianz gibt die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugunglück zu sterben, mit 1:188'000 an. Zum Vergleich: Mit dem Auto liegt sie bei 1:103, mit dem Velo bei 1:4000 und bei einem Hundeangriff bei 1:115'000.
Panne ist nicht gleich Panne. Wenn mitten im Flug ein Teil des Rumpfs herausbricht, ist das ein schwerwiegender Vorfall. «Nur durch grosses Glück ist hier nicht mehr passiert», schätzt die Expertin. «Das war tatsächlich ein Boeing-Problem und hat die Führung auch den Job gekostet.»
Die Zwischenfälle der letzten Wochen und Monate können also schwerwiegende Folgen für Boeing haben. Frommberg gibt aber zu bedenken, dass derzeit eine gewaltige mediale und öffentliche Aufmerksamkeit auf Boeing liegt – und auch kleinere Vorfälle eine grosse Resonanz finden. Ausserplanmässige Landungen oder den Verlust eines Rades gebe es beispielsweise auch bei Airbus. «Diese Dinge passieren, und es liegt auch nicht immer am Hersteller.»
Die Journalistin recherchiert derzeit zur Sicherheitskultur bei dem US-Konzern – und hier gebe es tatsächlich Probleme. Von Mitarbeitenden, die sich nicht trauen, Fehler zu melden, über die mangelhafte Information von Piloten und Flugpersonal über Funktionen der verschiedenen Flugzeugtypen bis hin zu Nachlässigkeiten bei Zulieferern. «Hier tut sich jetzt auch etwas bei Boeing», sagt Frommberg. «Aber der Konzern hat noch einen langen Weg vor sich.»
Fest steht: Die Behörden durchleuchten Boeing derzeit genau. Und der Wechsel in der Chefetage bietet für die Expertin die Chance, eine neue Unternehmens- und Fehlerkultur voranzutreiben. So besteht also durchaus Hoffnung, dass es bald wieder ruhiger um Boeing wird – und auch das mulmige Gefühl bei manchen Passagieren wieder verschwindet.
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