In den sozialen Medien sieht man die Not der ukrainischen Armee: Soldatinnen und Soldaten werden auf Ladeflächen von Pick-ups an die Front gefahren – viele Kämpfer fahren sogar mit dem eigenen Auto in die Nähe der Kampflinien. Schutzlos. Auch dafür, für den sicheren Transport der Truppen, ist der Schützenpanzer, den Deutschland nun liefert, wichtig. Unverzichtbar, eigentlich.
Zudem überzieht Russlands Präsident Putin die Ukraine seit Wochen mit Raketen, die Lage wird immer bedrohlicher. Wer jetzt nicht handelt, nicht hilft, der lässt die Ukraine untergehen. Diese Einsicht setzte sich wohl durch, von Washington über Paris bis nach Berlin.
Grosser Schritt und ein Tabubruch
Also drängte Emmanuel Macron, der französische Präsident, auf Panzerlieferungen an die Ukraine. US-Präsident Biden war auch dafür. Irgendwann um Silvester, heisst es in Berlin, habe dann auch Scholz begonnen, umzudenken. Die Telefondrähte liefen heiss – die Entscheidung fiel Scholz schwer. In seiner SPD gab es noch Widerstände. In so einer Frage die Basis zu überrumpeln, das wusste Scholz, geht nicht.
Und dann gibt es noch ein zweites Problem – eine historische Frage. Deutsche Panzer in der Ukraine im Kampf gegen russische Soldaten. Diese Vorstellung war seit 1945 eigentlich unmöglich. Jetzt aber, im Frühling wohl, wird es wieder Realität. Auch das ein grosser Schritt, ein Tabubruch.
Kommen nun die Kampfpanzer?
Doch für Scholz ist die Sache noch nicht ausgestanden. Schützenpanzer sind das eine. Doch Kiew drängt auf Kampfpanzer. Leoparden. Mit Kampfpanzern können Geländegewinne gemacht, feindliche Stellungen angegriffen werden. Das ist das nächste Level, die nächste Stufe.
Alles steuert auf dieses Szenario hin, auf die maximale Hilfe für die Ukraine. Die Opposition, die CDU, will das schon länger. Und bei allen anderen, die bisher noch skeptisch waren, bröckelt der Widerstand.
Scholz wurde in den ersten Tagen des neuen Jahres zum Panzer-Kanzler. Zumindest ein bisschen. Das Panzer-Tabu ist mit der Lieferung von Schützenpanzern also gebrochen. Der Schritt zum nächsten Tabubruch, zum Kampfpanzer, ist nicht mehr weit. Und er wird kommen.