Letzte Versammlung der Kardinäle vor dem Konklave: In Rom werden die Purpurträger aus aller Welt heute ihre Vorbereitungen für die Wahl eines neuen Papstes abschliessen. Das Kardinalskollegium wird sich dabei vor allem mit der Frage befasst, welches Profil der Nachfolger des zurückgetretenen Benedikt XVI. haben soll. Die Versammlung ist die letzte nach einer langen Woche des Meinungsaustauschs im Vatikan.
Seit vergangenem Montag hatten sich die Kardinäle, darunter die 115 Wahlberechtigten, unter anderem über eine Reform der Kurie in Rom, die Finanzlage des Heiligen Stuhls und die Krisen der katholischen Weltkirche ausgetauscht. Die «Vatileaks»-Affäre um gestohlene Dokumente und Intrigen im Vatikan kam ebenfalls zur Sprache.
Neuer Papst braucht eine Zweidrittel-Mehrheit
Am Dienstagnachmittag beginnen die 115 Kardinäle nach einer Messe zurückgezogen und abgeschottet in der Sixtinischen Kapelle die Wahl des nächsten Papstes. Das voraussichtlich mehrtägige Konklave beginnt am Nachmittag mit dem feierlichen Einzug in die weltberühmte Sixtinischen Kapelle.
Wie das Konklave dauert, hängt von der Anzahl der erforderlichen Wahlgänge ab. Gewählt wird solange, bis eine Zweidrittel-Mehrheit auf einen Kandidaten entfällt.
Beobachter rechnen damit, dass das Konklave schnell abgeschlossen sein könnte, auch wenn es keinen klaren Favoriten für den Stuhl Petri gibt.
Häufig fallen schon seit Tagen die Namen des Mailänder Erzbischofs Angelo Scola und des brasilianischen Kardinals Odilo Pedro Scherer. Für SRF-Korrespondent Philipp Zahn verkörpern diese beiden Kandidaten die unterschiedlichen Strömungen in der katholischen Kirche. «Scola wird von vielen Nordeuropäern unterstützt, weil er nach all den Skandalen für Reformen in der Kurie steht.» Und: Er wäre nach drei Jahrzehnten wieder ein italienischer Papst, erklärt Zahn weiter.
Der Brasilianer Scherer stehe dagegen der römischen Kurie nahe. Mit 64 Jahren zähle er zu den jüngsten Kardinälen und könnte der Kirche entsprechend länger dienen, fasst Zahn zusammen. Neben diesen beiden Namen wird auch der New Yorker Erzbischof Timothy Dolan immer wieder genannt.
Das neue Oberhaupt von rund 1,2 Milliarden Katholiken muss mit Zweidrittel-Mehrheit gewählt werden, das Quorum liegt bei 77 Stimmen. Der erste Urnengang gilt als Testwahl. Dann folgen jeden Tag bis zu vier weitere Wahlgänge – bis weisser Rauch aufsteigt und es später heisst: «Habemus papam».