In Paris müssen ab September Besucherinnen und Besucher dreimal mehr fürs Parkieren von SUV bezahlen. Damit soll unter anderem die Umwelt entlastet werden, heisst es von der Pariser Bürgermeisterin. Andreas Herrmann, Mobilitätsexperte der Universität St. Gallen, erklärt, was eine solche Massnahme nützen kann.
SRF News: Was nützt eine Erhöhung der Parkgebühr in Paris?
Andreas Herrmann: Es kann sein, dass die Anzahl der SUV-Fahrten in die Innenstadt reduziert wird, dass vielleicht die Besucherinnen und Besucher andere Fahrzeuge nehmen oder auf den ÖV wechseln, um diese hohen Parkgebühren zu reduzieren. Das ist auch das Ziel. Man will Flächen freispielen in den Innenstädten, insbesondere in Paris, und man will auch die Anzahl oder die Intensität der Emissionen reduzieren.
Gibt es das Problem von zu vielen SUV auch in Schweizer Städten?
In der Schweiz ist der Druck, der aus der Überbelastung durch Verkehr existiert, bei weitem nicht so hoch wie in Paris. Wir haben aber auch in Schweizer Städten eine Diskussion, wie die Anzahl der Fahrzeuge, der Individualverkehr reduziert werden kann. Da gibt es ganz unterschiedliche Konzepte. Ausbau des ÖV und Mikromobilität sind Themen, zumindest im Sommer, wenn es nicht schneit oder irgendwann vielleicht auch autonome Fahrzeuge. Aber das wahre Konzept haben wir in der Schweiz noch nicht gefunden.
Woran liegt das?
Es gibt unterschiedliche Interessen. Die Menschen sind besorgt. Wie komme ich zu meinem Haus? Wie kann ich die Einkäufe im Prinzip problemlos transportieren? Dann gibt es die anderen, die sagen, Fahrzeuge müssen aus der Stadt raus, weil sie so viele Flächen beanspruchen. Mit diesen Flächen können wir etwas anderes machen. Insgesamt ist natürlich der Leidensdruck bei weitem noch nicht so hoch wie in Paris oder London oder anderen Grossstädten, sodass wir sofort handeln müssten.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man den innerstädtischen Verkehr im Wesentlichen durch autonomen Fahrzeuge gestaltet.
Welche Möglichkeiten gibt es, um künftig den innerstädtischen Verkehr umzugestalten?
Meine Hoffnung ist, dass die autonome Mobilität hier helfen kann. Das geht noch ein paar Jahre, aber wir werden das in Hamburg und Oslo erleben. In Oslo wurden konkret bereits 30'000 autonome Shuttles bestellt. Mit denen will man den innerstädtischen Verkehr gestalten.
Das sind sicher auch Modelle für die Schweiz. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man den innerstädtischen Verkehr im Wesentlichen durch solche autonomen Fahrzeuge gestaltet, dass man sie andockt an den öffentlichen Verkehr und ergänzt durch Mikromobilität, also durch Fahrräder und Scooters.
Für Paris ist die Erhöhung der Parkgebühren eine gangbare Lösung. Wie wäre das für Schweizer Städte?
Man muss diese Massnahme eingebettet in einem ganzen Strauss von Aktivitäten sehen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo ist daran, Paris umzubauen. Sie hat Strassen reduziert und doppelspurige Einbahnstrassen umgebaut. Sie will sozusagen Paris zu einem Vorbild, zu einer Vorzeigestadt für die Mobilität der Zukunft machen. Insofern ist es nur ein weiterer Mosaikstein dahingehend, Paris umzubauen.
Mittelfristig sind auch bei uns neue Konzepte für die Mobilität der Innenstadt gefragt.
Bei uns ist der Druck nicht so hoch. Wir haben eine viel bessere Verkehrsinfrastruktur. Wir können viel besser mit diesen Verkehrsströmen, auch mit den Autoströmen, umgehen. Aber ich denke, mittelfristig sind auch bei uns neue Konzepte für die Mobilität der Innenstadt gefragt. Wir schauen mal, was in Paris, Oslo und Kopenhagen passiert. Dann werden wir einzelne Elemente auch auf Schweizer Städte übertragen, da bin ich mir ganz sicher.
Das Gespräch führte Tim Eggimann.