Zum Inhalt springen
Video
Indien: Wahlen in der heiligen Stadt Varanasi
Aus 10 vor 10 vom 27.05.2024.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 55 Sekunden.

Parlamentswahl in Indien Modi hat gute Chancen auf eine Wiederwahl

Modis Vision ist ein Gegenentwurf zu einem Indien als säkularer Staat. Das kommt bei vielen in der Bevölkerung gut an.

«Modi! Modi! Modi!» – ohrenbetäubend laut sind die Rufe des Publikums. Modi fährt auf einem Auto vorbei, perfekt ausgeleuchtet, und winkt seinen Anhängern geduldig zu. Varanasis Bevölkerung ist zahlreich zur Wahlveranstaltung gekommen, um den amtierenden Premierminister in echt zu sehen.

«Er hat die Nation stolz gemacht», sagt Anil Kumar Pandey, der für ein Pharmaunternehmen arbeitet, «niemand kann ihn stoppen!»

Menschenmenge bei einer Veranstaltung mit lebensgrossen Pappaufstellern eines Mannes.
Legende: Anhänger der Bharatiya Janata Party (BJP) halten Bildausschnitte des indischen Premierministers Narendra Modi während seiner Wahlkampfkundgebung in Neu-Delhi am 18. Mai 2024 in die Höhe. Anushree Fadnavis/Reuters

Varanasi hat für Narendra Modi einen speziellen Stellenwert. Hier kandidiert er zum dritten Mal fürs Parlament. Gleichzeitig ist die Stadt ein spirituelles Zentrum und ein Pilgerort für Hindus. Sie liegt im bevölkerungsreichen Bundesstaat Uttar Pradesh in Nordindien, in dem Modi und seine Partei, die Bharatiya Janata Party (BJP), gross geworden sind.

Modi als Fürsprecher der Hindus

«Er hat grosse Pläne und will Indien als hinduistisches Land konsolidieren», sagt die Politikbeobachterin Aarti R Jeerath, die seit mehr als 30 Jahren die Wahlen in Indien analysiert. «Der Hindu-Nationalismus ist ein über 50-jähriges Projekt», sagt sie, «und will die liberale, säkulare, sozialistische Republik umbauen.»

Dazu präsentiert sich Narendra Modi primär als Fürsprecher der 80 Prozent Hindus im Land. In seiner Wahlkampagne hat er Vorurteile gegen die Muslime geschürt. Im April nannte er sie «Eindringlinge» und «die, die viele Kinder haben». In Indien leben heute mehr als 170 Millionen Musliminnen und Muslime. In der Vergangenheit sind die Spannungen oft blutig eskaliert.

Gegenentwurf zum säkularen Staat

Der Mufti von Varanasi, Abdul Batin Nomani, spürt den Hass im täglichen Leben. Die grosse Gyanvapi-Moschee ist heute zugesperrt.

Das ist ein Rückschritt.
Autor: Abdul Batin Nomani Mufti von Varanasi

Hindu-Extremisten sagen, sie sei damals von den Mogulen auf einem lokalen Tempel gebaut worden. «Sie brauchen die Religion, die Kasten und andere Gründe, um Feindschaft zu erzeugen und Gebäude zu übernehmen», sagt er. «Das ist ein Rückschritt, schadet dem Ruf des Landes und können wir nicht tolerieren.»

Mann winkt, umgeben von Rosenblättern und Sicherheitsleuten.
Legende: Indiens Premierminister Narendra Modi auf der Wahlkampfveranstaltung in Varanasi: gefeiert wie ein Superstar. (Foto: 13.Mai 2024) Adnan Abidi/Reuters

Modis Vision ist ein Gegenentwurf zu einem Indien als säkularen Staat, der mit der Unabhängigkeit Indiens begann. Die Opposition rund um den Indischen Nationalkongress biete bei diesen Wahlen für viele Wählerinnen und Wähler kein Gegenprogramm, das sie überzeugen kann.

Gute Erfolgschancen trotz bescheidenem Leistungsnachweis

Dabei ist Modis Leistungsausweis der letzten 10 Jahre bescheiden. Die Probleme im Landwirtschaftssektor und die hohe Arbeitslosigkeit hat er nicht gelöst.

Viele glauben, dass Modis Vorgänger Indien (...) nicht richtig präsentiert haben.
Autor: Aarti R Jeerath Politikbeobachterin

Aber er hat es geschafft, vielen Inderinnen und Indern mehr Selbstbewusstsein und Stolz auf die Nation als eine hinduistische Weltmacht zu geben.

«Viele glauben, dass Modis Vorgänger Indien, seine Kultur und seine zivilisatorischen Eigenschaften nicht richtig präsentiert haben», sagt Aarti R Jeerath. Was Modi in den letzten zehn Jahren aufgeweckt habe, das sei nicht mehr zu stoppen. «Die Zukunft von Indien, was für eine Nation wir sein werden, das hängt von dieser Wahl ab», sagt sie. Auch davon, wie deutlich die Mehrheit von der BJP im Parlament sein wird.

Narendra Modi hat für seine Partei als Ziel die Eroberung von 400 von 543 Sitzen im nationalen Parlament proklamiert. Das wird er – trotz unermüdlichem – Wahlkampf wohl nicht erreichen. Aber eine abermalige Mehrheit scheint ausser Frage.

10vor10, 27.05.2024, 21:50 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel