- Glaubt man den Umfragen, könnte die «Alternative für Deutschland» (AfD) bei der Landtagswahl in Sachsen mit 30 Sitzen rechnen.
- Allerdings hat sie nur noch 18 Kandidatinnen und Kandidaten, die zur Wahl zugelassen sind – von ursprünglich 61.
- Beim parteiinternen Auswahlverfahren ist der sächsischen AfD nämlich ein Fehler unterlaufen.
Die AfD ist kein selbstgestrickter Amateurverein, dem mal ein Fehler unterläuft. In Sachsen sitzen ihre Vertreter seit fünf Jahren im Landtag. In ganz Deutschland ist die Partei mittlerweile in 16 Landesparlamenten und im Bundestag vertreten. Die AfD spielt politisch in der ersten Bundesliga. Und die Millionen, die ihr vom Staat zustehen, nimmt sie gerne an.
Umso unverständlicher ist das Versagen bei der Aufstellung der Kandidatenliste für die Landtagswahl in Sachsen. Wegen Formfehlern sind nur 18 Kandidaten zugelassen. Das heisst, bei der Landtagswahl im Herbst könnte es sein, dass die AfD mehr Stimmenprozente erhält, als sie Kandidaten zur Verfügung hat.
Der Fehler ist umso ärgerlicher, als die AfD ihre Kandidatenliste zwar bereits im März aufgestellt, sie aber erst Mitte Juni – kurz vor Ende der Frist – eingereicht hat. Wäre das früher geschehen, hätte der Wahlleiter die AfD rechtzeitig auf die Formfehler hinweisen und die Partei diese korrigieren können. Wer so fahrlässig handelt, ist selbst schuld.
AfD in der Märtyrerrolle
Nun hat aber auch die Demokratie ein Problem. Teile der AfD in Sachsen sprechen schon jetzt von einem letzten verzweifelten Manöver, mit allen Mitteln einen AfD-Erfolg zu verhindern. Auch wenn es nicht stimmt, und die AfD ja lesen und schreiben kann, wird sich diese Märtyrerversion unter ihren Anhängern halten. Und damit verlieren das Wahlresultat im September und damit die Autorität der Demokratie an Kraft.
Sachsen ist nicht irgendeine, sondern eine der wichtigsten Landtagswahlen in der jüngsten Zeit in Deutschland. In Sachsen könnte die AfD zum ersten Mal stärkste Kraft werden und damit ist die Gretchenfrage für die CDU nicht mehr hypothetisch, sondern real: Wie hält sie es mit der AfD? Wird sie mit der AfD regieren, und wenn nicht, wie ohne die AfD regieren?
Das doppelte Spiel der AfD
Die Wahl in Sachsen hat also Signalwirkung. Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei. Aber sie oszilliert absichtlich zwischen konservativ und rechtsradikal. Die Co-Vorsitzende Alice Weidel beispielsweise klingt ganz anders, wenn sie im Bundestag, an einer Wahlveranstaltung oder vor der Hauptstadtpresse in einem Hintergrundkreis spricht.
Aber es ist immer dieselbe Alice Weidel. Natürlich passen sich alle Politiker ihrem Publikum an. Aber, so der subjektive Eindruck, bei der AfD geschieht das besonders dreist. Auch in Sachsen droht mit der neuen Ausgangslage nun ein doppeltes Spiel.