Jährlich pilgern Hunderttausende Menschen nach Medjugorje in Bosnien-Herzegowina, weil dort die Gottesmutter Maria 1981 erstmals und dann immer wieder erschienen sein soll. Die Marien-Erscheinungen sind aber derart umstritten, dass der Papst nun ein Machtwort gesprochen hat.
So anerkennt der Vatikan die Erscheinungen weiterhin nicht. Aber er sagt auch nicht, dass sie falsch und nur Legenden seien. Er äussert sich einfach gar nicht zum Phänomen, sondern schweigt dazu. Der Heilige Stuhl überlässt es damit den Gläubigen, ob sie glauben wollen, dass an diesem Ort die Madonna regelmässig erscheint und Botschaften abgibt.
«Positive Dynamik»
Der Vatikan stellt der Pilgerstätte zugleich ein insgesamt positives Zeugnis aus und anerkennt explizit die Pilgerfahrten an diesen Ort. Damit würdigt die höchste Stelle den Umstand, dass sich Medjugorje in den letzten Jahren zu einem der bedeutendsten Pilgerorte Europas entwickelt hat.
Der Vatikan schreibt, da würden Menschen bekehrt, da beteten Leute und würden im Glauben bestärkt. Diese Dynamik sei positiv, auch wenn ungeklärt bleibe, ob das, was sie anbeten, gemäss offizieller Doktrin tatsächlich stattfindet.
Warnung vor Scharlatanen und Extremismus
Nachdem der Vatikan gegenüber der Pilgerstätte lange sehr kritisch eingestellt war, ist diese Haltung augenscheinlich einem gewissen Pragmatismus gewichen. Zuvor hatte der Vatikan auch versucht, den Zustrom in diesen kleinen Ort in Bosnien-Herzegowina zu kontrollieren und zu begrenzen. Doch ohne Erfolg, die Menschen kamen in immer grösseren Zahlen.
Auch ein Verbot des Vatikans wäre wohl erfolglos geblieben. Denn Medjugorje ist unterdessen schlicht zu etabliert, zu bekannt und zu beliebt. Der Vatikan wählte darum einen typischen Kompromiss. Immerhin mahnt er aber zur Vorsicht und warnt vor den Wahrsagern und Scharlatanen vor Ort, die falsche Dinge behaupteten. Es ist aber auch eine Warnung vor religiösen Fanatikern und Extremismus im politischen Umfeld Bosnien-Herzegowinas.
Geld und Wunder
In den Entscheid war Papst Franziskus sicherlich direkt involviert. Zwar witzelte er immer wieder über das regelmässig wiederkehrende Wunder von Medjugorje: Eine Madonna verteile doch nicht wie ein Postbote jeden Tag neue Nachrichten. Gleichzeitig ist dem Papst die religiöse Dynamik des Ortes sehr wichtig. Der Ort Medjugorje wird damit weiter florieren. Ob es zu Auswüchsen kommt, ist noch abzuwarten. Denn dann müsste der Vatikan sicher wieder einschreiten.