- In Minneapolis ist es nach dem Tod eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz den dritten Tag in Folge zu schweren Ausschreitungen gekommen.
- Auslöser der Unruhen war der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz am Montag.
- Der Polizist, der Floyd mit seinem Knie am Boden fixierte, ist mittlerweile verhaftet worden. Er soll wegen Mordes und Totschlags angeklagt werden.
Die Fälle der anderen drei Polizisten würden noch untersucht, sagte der zuständige Bezirksstaatsanwalt. Alle vier Polizisten, die am Einsatz gegen Floyd beteiligt waren, sind entlassen worden. Floyd hatte mehrfach um Hilfe gefleht, bevor er das Bewusstsein verlor, wie ein Video festgehalten hatte. Der 46-Jährige starb dann im Krankenhaus.
Wegen Mord und Totschlag angeklagt
Infolge seines Todes war es in den vergangenen Nächten zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die vier an dem Einsatz beteiligten Polizisten waren zunächst nur entlassen, aber weder festgenommen noch angeklagt worden.
Der nun festgenommene Polizist werde wegen Mordes und Totschlags angeklagt, sagte der zuständige Bezirksstaatsanwalt. Die Fälle der anderen drei beteiligten Polizisten würden noch untersucht. Minnesotas Gouverneur Tim Walz sicherte zu, dass die Justiz das Vorgehen der Beteiligten schnell untersuchen werde.
«Eines unserer dunkelsten Kapitel»
Am Freitagmorgen waren in Minneapolis Hunderte Sicherheitskräfte in voller Montur im Einsatz. Demonstranten wappneten sich mit Milch gegen den Einsatz von Tränengas.
Walz rief Demonstranten eindringlich zum Gewaltverzicht auf. Probleme wie systematischer Rassismus müssten angegangen werden, dies könne aber nicht passieren, solange noch «Anarchie auf den Strassen herrscht», sagte er. Der Gouverneur teilte das Entsetzen über den Vorfall. «Das Kapitel, das diese Woche geschrieben wurde, ist eines unserer dunkelsten Kapitel», sagte er.
Nach Angaben der Behörden kam es bei den Unruhen in Minneapolis zu einer unbekannten Zahl von Festnahmen. Walz hatte am Donnerstag auch die Nationalgarde mobilisiert und den Notstand für die Stadt und umliegende Gebiete ausgerufen.
Eine Polizeiwache in Minneapolis wurde wegen der Zusammenstösse geräumt. Wütende Demonstranten, die der Polizei Rassismus vorwarfen, hatten Berichten zufolge Fenster der Wache eingeschlagen, waren über Zäune geklettert und hatten Feuerwerkskörper angezündet.
Bei den Protesten wurde während einer Live-Übertragung auch ein CNN-Team festgenommen. Die Polizei erklärte wenige Stunden später, drei CNN-Mitarbeiter seien freigelassen worden, nachdem bestätigt worden sei, dass es sich um Medienvertreter handele. Gouverneur Walz entschuldigte sich bei CNN.
Angesichts der jüngsten Ausschreitungen sprach US-Präsident Trump eine Drohung aus. «Habe gerade mit Gouverneur Tim Walz gesprochen und ihm gesagt, dass das Militär ganz an seiner Seite steht. Wenn es Schwierigkeiten gibt, werden wir die Kontrolle übernehmen, aber wenn die Plünderungen beginnen, beginnt das Schiessen», twitterte Trump. «Diese Schlägertypen entehren das Andenken an George Floyd, und das werde ich nicht zulassen.» Twitter versah kurz darauf den Tweet mit einem Warnhinweis, weil der Beitrag gegen das Verbot von Gewaltverherrlichung bei dem Dienst verstosse.
Auch in anderen US-Städten gingen Menschen auf die Strasse, um gegen Polizeigewalt gegen Schwarze zu protestieren – so etwa in Denver, New York, Louisville, Memphis, Columbus und Phoenix.