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Japan will Heuschnupfen mit pollenfreien Bäumen bekämpfen
Aus 10 vor 10 vom 02.06.2023.
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Pollenfreie Bäume Japan forscht gegen Heuschnupfen

In Japan züchten Forschende pollenfreie Zedern. Denn die Zeder ist der meistverbreitete Baum und ist für 70 Prozent der Pollenallergien im Land verantwortlich.

Eine Umgebung mit keinem oder viel weniger Blütenstaub: Dieses Ziel verfolgen japanische Forschende und haben gezielt nach Bäumen mit wenig oder keinen Pollen gesucht – und wurden fündig.

«Wir haben die Gene für die Pollenproduktion identifiziert und unsere Mitarbeitenden haben Baumsorten gefunden, bei denen das Gen bereits auf natürliche Weise mutiert ist», sagt Saneyoshi Ueno, Teamleiter Molekulare Genetik, Nationales Forschungszentrum für Wald und Forstwirtschaft. «Dieser natürliche Mutant kann verwendet werden, um die neue Sorte ohne Pollen zu züchten. Daher produziert unsere Baumsorte keine Pollen.»

Test zeigt pollenfreie Bäume

In freier Natur produziert rund eine Zeder unter 5000 Bäumen keine Pollen. Da die Forschenden das Erbgut entschlüsseln konnten, genügt ein PCR-Test, um innerhalb weniger Stunden sicher zu sein, dass auch die Nachkommen des Baums keine Pollen produzieren. Früher mussten die Forscher beim Züchten mehrere Jahre warten, bis der Baum geschlechtsreif war.

Der japanische Forscher Saneyoshi Ueno
Legende: Saneyoshi Ueno und seine Mitarbeitenden haben an einer Baumsorte geforscht, die keine Pollen produziert. SRF

«Theoretisch wird der Pollengehalt der japanischen Zeder auf null sinken, wenn wir den aktuellen Zedernbestand vollständig durch die neue Sorte ersetzen», so Ueno. Das würde jedoch mehrere hundert Jahre dauern.

Kritiker warnen vor Eingriff in Natur

Kritiker des Projekts betonen, das Züchten pollenfreier Bäume würde die Vielfalt künftiger Generationen beeinträchtigen und sei ein zu grosser Eingriff in die Natur. Ueno lässt diese Argumentation nicht gelten. In jeder Region würden lokale Setzlinge für die Züchtung verwendet. Auch könnten sich die Bäume nicht vermehren. «Wir erwarten für die nächste Generation der japanischen Zeder ein geringes Risiko beziehungsweise nahezu keine Auswirkungen.»

Waldbesitzer scheuen den Einsatz neuer Sorten, da die traditionelle Sorte bereits gutes Holz hervorgebracht hat.
Autor: Saneyoshi Ueno Nationales Forschungszentrum für Wald und Forstwirtschaft Japan

In den kommerziell genutzten Wäldern sind gut vier von zehn Bäumen Zedern. Dies führt zu einer hohen Pollenbelastung und immer mehr Pollenallergien. Gerade in den kommerziell genutzten Wäldern möchten die Forschenden daher die pollenfreien Bäume anpflanzen.

Japanische Zeder
Legende: Japanische Zedern sind in der Forst- und Holzwirtschaft beliebt. Der Baum wächst gerade und lässt sich daher einfach verarbeiten. KEYSTONE/EPA/EVERETT KENNEDY BROWN

Doch die Waldbesitzer sind zurückhaltend. «Waldbesitzer scheuen den Einsatz neuer Sorten, da die traditionelle Sorte bereits gutes Holz hervorgebracht hat.» Bei neuen Sorten könnten sich Waldbesitzer nicht vorstellen, welche Qualität diese am Ende bringt, sagt Ueno.

Linderung der Pollenbelastung als Ziel

In fünf bis zehn Jahren wollen die Forschenden genauere Resultate über die Holzqualität vorlegen können und hoffen so, auf mehr Akzeptanz bei den Waldbesitzern. Bisher gehe man davon aus, dass es weder beim Wachstum noch beim Holz selbst qualitative Unterschiede gebe. Auch wenn die neue Sorte keine Pollen produziert, ganz pollenfrei wird Japan dadurch nicht.

Es ist besser, sich an ein allergisches Umfeld anzupassen.
Autor: Saneyoshi Ueno Nationales Forschungszentrum für Wald und Forstwirtschaft Japan

Ueno zufolge gibt es in Japan ausser der japanischen Zeder noch viele andere Allergieauslöser. Selbst wenn die Pollen der japanischen Zeder vollständig reduziert werden könnten, dann bestehen immer noch Allergien. «Daher ist es besser, sich an ein allergisches Umfeld anzupassen.»

Die neuen Zedern seien jedoch eine wichtige Massnahme zur Linderung der Pollenbelastung, so die Forschenden. Das angewendete Analyseverfahren und die Züchtung pollenfreier Zedern können auch auf andere Bäume und Pflanzen angewendet werden. In Japan laufen bereits ähnliche Forschungsprojekte bei Zypressen, welche ebenfalls viele Allergien auslösen.

10vor10, 02.06.2023, 21:50 Uhr ; 

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