Er hat es im dritten Anlauf an die Spitze der Regierung geschafft. Jetzt warten grosse Herausforderungen auf den ehemaligen Banker: Der Verfall des Ölpreises und die Corona-Pandemie haben das Land in eine tiefe Wirtschaftskrise gestürzt. Zudem wartet eine starke Opposition auf ihn.
13 Millionen Ecuadorianerinnen und Ecuadorianer waren aufgerufen, einen neuen Präsidenten für das südamerikanische Land zu wählen. Die meisten Stimmen vereinigte der konservative Banker Guillermo Lasso auf sich.
Das ist eine Überraschung. Sein Kontrahent – Linkskandidat Andrés Arauz – gewann noch vor zwei Monaten die erste Wahlrunde. Lasso war mit einem deutlichen Rückstand in die Stichwahl gekommen und gewinnt mit fast 53 Prozent der Stimmen die Präsidentschaftswahl.
«Ich bin für alle da»
Im Wahlkampfzentrum sagte er zu seinen Anhängerinnen und Anhängern: «Ich möchte, dass die Ecuadorianer keine Angst haben, ihre Meinung frei zu äussern. Ihr dürft auch nicht einverstanden mit mir sein. Ich bin nicht in die Politik eingetreten, um mich zu bereichern oder jemanden zu verfolgen. Ich bin für alle da.»
Der Banker steht für eine liberale Wirtschaftspolitik. Er will Arbeitsplätze schaffen und ausländische Investoren anlocken. Der 66-Jährige ist Mitglied der ultrakonservativen Vereinigung Opus Dei.
Seine Aufholjagd zuletzt in der Stichwahl dürfte damit zusammenhängen, dass er von seinen ursprünglichen Positionen abwich. Im ersten Wahlgang sprach er sich noch strikt gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibungen aus. Bei beiden Punkten hat er nun Gesprächsbereitschaft angedeutet. Sein Gegner Arauz ist ein Zögling des früheren Präsidenten Rafael Correa. Er hat seine Niederlage anerkannt – und Lasso gratuliert.
Heftiger Gegenwind für Lasso?
Pablo Ospina, Politologe am Institut für ecuadorianische Studien an der Anden-Universität in Quito, sagt gegenüber SRF News: «Guillermo Lasso wird ein heftiger Gegenwind ins Gesicht blasen. Sein politisches Programm ist die Verkleinerung des Staates. Das Problem ist: Das entzieht den ärmsten Menschen den Schutz; es lässt sie ohne die Unterstützung einer Reihe von Dienstleistungen zurück, die die Menschen zum Überleben unbedingt brauchen.»
Das Land steckt wegen des Verfalls der Ölpreise und der Corona-Pandemie in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Folge davon sind ein Anstieg der Armut und der Arbeitslosigkeit. Der neue Präsident hat keine Mehrheit im Parlament.
Die Regierungsfähigkeit wird vor allem von den Indigenen abhängen. Die Partei der Indigenen, Pachakutik, stellt zum ersten Mal die zweitgrösste Fraktion im Parlament und hat eine harte Opposition angekündigt.