Der alte Staatspräsident Sergio Mattarella ist auch der neue. Er wurde mit einer klaren Mehrheit wiedergewählt. Premierminister Mario Draghi hat Mattarella am Samstag am Rande einer Veranstaltung persönlich getroffen und ihn offenbar überzeugen können, zum Wohle des Landes weiterzumachen.
Es waren nicht die italienischen Parteien, es war Draghi. Das bedeutet: Mattarella hat seine Bereitschaft an das Weiterbestehen der Regierung Draghi geknüpft. Als Duo wollen Mattarella und Draghi Italien auf dem Reformkurs halten und dazu die 190 Milliarden Euro Coronahilfen aus Brüssel sinnvoll einsetzen. Gewonnen hat Italien. Auch die Menschen wollten eine zweite Amtszeit von Sergio Mattarella.
Fast alle Parteien appellierten an Mattarella
Verloren haben die italienischen Parteien. Der übliche Politpoker interessierte die Italienerinnen und Italiener kaum. Im Gegenteil, er sorgte für Ärger. Und das Spiel ging nicht auf. Vor allem der Chef der Lega, Matteo Salvini, versagte.
Als Chef der stärksten Partei, als Leader des Mitte-Rechts-Lagers, hätte er eine Kandidatur mit Zugkraft präsentieren müssen. Aber alle seine Vorschläge erwiesen sich als Platzpatronen. Zunächst sprach er sich gegen Mattarella aus, dann für eine Frau, und am Samstag musste er dann doch für den Amtsinhaber votieren.
Verloren haben auch die populistischen Cinque Stelle: Ihr Aussenminister Luigi di Maio hatte Mattarella 2018 mit einem Amtsenthebungsverfahren gedroht, das es so in Italien gar nicht gibt. Doch an diesem Samstag haben alle Parteien ausser der postfaschistischen Fratelli d’Italia Staatspräsident Sergio Mattarella gebeten, sich erneut zur Verfügung zu stellen.
Typisch Italien
Und die Bilanz nach einer zermürbenden Woche? Typisch Italien, könnte man sagen. Das stimmt, wenn man dieses politische Kopfweh-Prozedere Revue passieren lässt. Aber ehrlicherweise funktioniert Politik so nicht nur in Italien. Die anachronistischen Manöver und Politspiele im Kapitol in Washington sind noch verschlungener und trickreicher. Nur nennen wir es dort «schwierige politische Verhandlungen».