«Diese Wahlen waren das Begräbnis der republikanischen Partei, die wir kennen.» Nein, der republikanische Senator Josh Hawley richtete seine Kritik nicht gegen Donald Trump, sondern gegen das republikanische Establishment in Washington. Es war die Ankündigung der kommenden Grabenkämpfe innerhalb der «Grand Old Party».
Denn die Kritik an Donald Trump war nach den aus republikanischer Sicht enttäuschenden Zwischenwahlen gross geworden. Und sie kam von gewichtiger Seite, wie dem Murdoch-Medienimperium, von Abgeordneten oder konservativen Geldgebern. Trotzdem will der abgewählte Ex-Präsident wieder republikanischer Präsidentschaftskandidat werden. Und die alten Republikaner haben kaum die Kraft, das zu verhindern.
Trump, der Wahlverlierer
Die Ankündigung von Donald Trump, in zwei Jahren nochmals in den Präsidentschafts-Wahlkampf steigen zu wollen, ist keine Überraschung. Und doch ist sie ein Paukenschlag, zu dem sich Trump offenbar gedrängt sah, nachdem er plötzlich Gegenwind zu spüren bekommen hatte.
Mit Trump als Präsident haben die Republikaner bei den Zwischenwahlen 2018 das Repräsentantenhaus verloren, 2020 das Weisse Haus und den Senat. Und bei den Midterms vor einer Woche haben von Trump unterstützte Kandidatinnen und Kandidaten Wahlen verloren, die als Schlüsselduelle zur Rückeroberung des Kongresses galten. Das Hauptqualifikationsmerkmal dieser Kandidierenden war, dass sie an Trumps Wahllüge festhielten. Deshalb fällt das nun auf Trump zurück.
Trump, der Favorit
Kein Wunder haben republikanische Strategen und selbst Trumps engerer Zirkel zuletzt versucht, ihn zumindest dazu zu bringen, seine bereits angekündigte Ankündigung zu verschieben. Doch Trump entschied sich, darauf zu pfeifen. Denn Trump ist nach wie vor der Favorit, falls ihm beispielsweise der aufstrebende Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, die republikanische Kandidatur tatsächlich streitig machen sollte.
Eine Umfrage des Magazins «Politico» zeigte am Tag von Trumps Ankündigung, dass nach wie vor 47 Prozent der befragten Republikanerinnen und Republikaner bei parteiinternen Vorwahlen Trump ihre Stimme geben würden. Herausforderer DeSantis kam auf 33 Prozent. Alle anderen kamen gar nicht erst in die Nähe solcher Zustimmungswerte.
Trumps Macht
Während manche aus dem republikanischen Establishment nach den Zwischenwahlen andeuteten, eine Zukunft ohne Trump zu bevorzugen, steht die republikanische Basis weiterhin fest zum ehemaligen Präsidenten. Das gibt Trump die Macht, die er braucht und sucht. Denn die Partei braucht Trump und dessen Basis mehr, als dass er die Partei braucht.
Und Trump hat bereits einen Vorgeschmack darauf gegeben, was die Republikaner erwartet, sollte es tatsächlich jemand wagen, sich ihm entgegenzustellen. Ron DeSantis, so Trump, könnte sich mit einer Kandidatur «selbst schwer schaden». Denn er, Trump, wisse Dinge über DeSantis, die «wenig schmeichelhaft» seien.