- Sowohl die Regierungspartei als auch das Oppositionsbündnis haben eine Frau als Präsidentschaftskandidatin in Mexiko nominiert.
- Der amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador, der sehr beliebt ist, darf nach sechs Jahren im Amt nicht mehr antreten.
- Die Kandidatin der Regierungspartei, Claudia Sheinbaum, war Stadtpräsidentin von Mexiko City. Sie hat sich mit ihrer Nominierung in der Partei gegen fünf Mitbewerber durchgesetzt.
So stehen die Chancen gut, dass Mexiko ab Juni 2024 erstmals von einer Frau geleitet wird. Das zentristische Oppositionsbündnis Frente Amplio por México (Breite Front für Mexiko) kürte vergangene Woche die 60-jährige Senatorin und Computeringenieurin Xóchitl Gálvez. Mexiko ist mit 126 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern das bevölkerungsreichste spanischsprachige Land.
Sheinbaum steht López Obrador nahe
Die 61-jährige Sheinbaum setzte sich in einem turbulenten Auswahlverfahren des Regierungsbündnisses gegen fünf Konkurrenten durch, darunter Marcelo Ebrard. Der Ex-Aussenminister prangerte am Mittwoch Unregelmässigkeiten an und sprach von einem unfairen Verfahren. Sheinbaum steht Präsident Andrés Manuel López Obrador nahe.
Als dieser 2000 Stadtpräsident von Mexiko-City wurde, berief er sie als Umweltministerin für die Hauptstadt. «Sheinbaum ist in Mexiko sehr bekannt, in den ländlichen Gebieten sicher etwas weniger als in Mexiko-City», sagt SRF-Korrespondent Franco Battel. Im Vergleich mit López Obrador habe sie aber weniger Charisma. «López Obrador kann Leute und ganze Plätze für sich einnehmen, das kann Sheinbaum nicht.»
Amtszeitbeschränkung für López Obrador
Die Zustimmungswerte für den amtierenden linksnationalistischen Präsidenten liegen bei über 60 Prozent. Allerdings darf López Obrador nach sechs Jahren Amtszeit nicht erneut antreten. Die von der Partei Morena (Nationale Regenerationsbewegung) angeführte Regierungskoalition verfügt über die Mehrheit im Parlament und regiert in 23 der 32 Bundesstaaten.
Sheinbaum habe weniger Erfahrung als López Obrador, sagt der SRF-Berichterstatter. «Es ist einfacher, die Hauptstadt zu regieren als ein komplexes Land mit vielen armen Regionen und Gebieten.» Es sei durchaus noch keine ausgemachte Sache, dass Sheinbaum López Obrador als Staatsführerin beerbe, so Battel.
Kandidatin verändert Opposition
Die mexikanische Opposition hat sich mit Xóchitl Gálvez verändert, hält der SRF-Korrespondent fest. Xóchitl Gálvez wirke in ihren Auftritten sehr erfrischend, sagt Battel. Bis anhin sei die Opposition kraftlos gewesen. Xóchitl Gálvez habe nun zwei grosse Parteien im Rücken. «Es sind zwei sehr unterschiedliche Parteien. Der Kitt ist Gálvez.»
Sie werde im Wahlkampf den Finger auf die Wunden legen, die López Obrador hinterlasse: «Während der Regierungszeit von López Obrador ist die Zahl der Morde in Mexiko angestiegen. In diesem Bereich hat López Obrador keinen guten Leistungsausweis», so Battel.