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Proteste im Iran Iranische Fussballer singen Hymne diesmal mit

  • Die Spieler der iranischen Fussball-Nationalmannschaft haben beim zweiten WM-Spiel gegen Wales während der Hymne mitgesungen.
  • Beim Auftaktspiel gegen England am Montag hatten die Profis als Zeichen der Solidarität mit den Regime-Kritikern in der Heimat auf das Singen der Hymne verzichtet.

Alle elf Akteure bewegten im Stadion in Al-Rayyan relativ regungslos und ohne grosse Leidenschaft ihre Lippen. In den vergangenen Tagen war über drohende drastische Sanktionen und einen erhöhten Druck auf die Profis vonseiten der Regierung berichtet worden.

Im Publikum war ein Fan mit Iran-Fahne zu sehen, der währenddessen bitterlich weinte. Von den Rängen kam vor der Partie grosser Lärm. Während des Spiels verhinderten katarische Sicherheitskräfte auf der Tribüne des Ahmad-bin-Ali-Stadions einige Solidaritätsbekundungen durch iranische Fans. So hielt eine Zuschauerin ein Trikot mit dem Namen Mahsa Amini in die Höhe und musste dieses abgeben, auch Shirts mit der Aufschrift «Frauen. Leben. Freiheit.» wurden entfernt. Das zeigten aktuelle TV-Bilder und Fotos aus dem Stadion.

Ein Security-Mitarbeiter konfrontiert im Stadion von Al-Rayyan eine iranische Supporterin
Legende: Protest nicht willkommen: Ein Security-Mitarbeiter konfrontiert im Stadion von Al-Rayyan eine iranische Supporterin, die zuvor ein Trikot mit der Aufschrift «Masha Amini 22» in die Kameras gezeigt hatte. Keystone/AP Photo/Alessandra Tarantino

Der Iran wird seit Wochen von den schwersten Protesten seit Jahrzehnten erschüttert. Der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam hatte diese ausgelöst, der Sicherheitsapparat reagierte mit äusserster Härte. Das Entsetzen über die vielen getöteten Demonstrantinnen und Demonstranten war gross. «Ich schäme mich (als Iraner), wenn ich die Bilder der letzten Tage sehe», hatte Stürmer Mehdi Taremi auf Instagram dazugeschrieben. Gewalt sei inakzeptabel und werde die Probleme des Landes definitiv nicht lösen.

Den Spielern sind mögliche Konsequenzen in ihrer Heimat bewusst. «Wir stehen nicht unter Druck», hatte Taremi vor dem zweiten Spiel berichtet: «Ich will nicht über politische Dinge reden. Wir sind hierhergekommen, um Fussball zu spielen. Ich kann nichts ändern.»

Gleichzeitig hatten viele Anhänger der Protestbewegung Irans Team in den vergangenen Wochen scharf kritisiert. Vor allem ein Foto mit Präsident Ebrahim Raisi in ausgelassener Stimmung hatte kurz vor Abflug für Empörung gesorgt. Zu spät und zu klein sei die Aktion dann auf dem Spielfeld gewesen, bemängelten die Kritiker.

Menschenrechtler: Mehr als 400 Demonstranten getötet

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Bei den Massenprotesten im Iran sind nach Einschätzungen von Menschenrechtlern bislang mindestens 445 Demonstranten getötet worden. Unter den Toten seien auch 63 Kinder, berichtete die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA am Freitag. Mehr als 18'000 Menschen seien zudem festgenommen worden. Die Proteste erfassten seit ihrem Beginn Mitte September demnach mehr als 150 Städte im Land. Die Organisation verzeichnete ausserdem den Tod von 57 Sicherheitskräften.

Nach dem Spiel gegen Wales warfen die iranischen Fussball-Profis ihren Trainer Carlos Queiroz in die Luft und zelebrierten ihren bewegenden Sieg unter grösstem politischen und sportlichen Druck. Der WM-Aussenseiter gewann dank Toren von Roozbeh Cheshmi und Ramin Rezaeian in der achten und elften Minute der Nachspielzeit mit 2:0 (0:0). Nach dem ganz späten Doppelpack gab es bei den Iranern kein Halten mehr. Ausgelassen tanzten sie in Al-Rajjan über den Rasen, im Stadion wurden entsprechende Lieder zur Party abgespielt.

SRF zwei, Fifa Fussball-WM, 10:30 Uhr ; 

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