Es ist das siebte Wochenende in Folge, an dem in Hongkong gegen das geplante Auslieferungsgesetz und die Regierung protestiert wurde. Demonstrantinnen und Demonstranten haben Eier auf das Peking-Verbindungsbüro geworfen und dessen Mauern besprayt.
In der U-Bahn sind Passagiere und heimkehrende Demonstranten gewaltsam attackiert worden, viele wurden verletzt. Hinter diesen Angriffen werden auch die Triaden – die organisierte chinesische Kriminalität – vermutet. Der Polizei wird vorgeworfen, dass sie die Menschen ungenügend geschützt habe.
Staatliche chinesische Medien bezeichneten die Ausschreitungen als nicht tolerierbar; die Autorität der Zentralmacht dürfe nicht herausgefordert werden. «Gleichzeitig muss man auch davon ausgehen, dass China nicht direkt eingreifen wird», sagt Nordostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi. Peking beobachte die Ereignisse aber sehr genau.
Weshalb kehrt keine Ruhe ein?
Die Regierung ist den Demonstrierenden bereits ein Stück weit entgegengekommen. So wurde der umstrittene Gesetzesentwurf, der die Auslieferung verdächtiger Personen an China vorsieht, auf Eis gelegt – das Gesetz soll also nicht verabschiedet werden.
«Die Protestierenden verlangen aber von der Regierung, dass sie den Gesetzesentwurf offiziell zurückzieht», so Aldrovandi. Zudem fordern sie den Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam. «Solange sie an der Macht ist, werden auch die Proteste weitergehen.»
Für China ist der Rücktritt Lams momentan aber keine Option. «Das würde zeigen, dass man nachgibt. Und es würde einen Präzedenzfall schaffen, so dass es in Zukunft noch mehr Proteste gibt, wenn die Leute mit etwas unzufrieden sind», schätzt der SRF-Korrespondent.