Zerstörtes Vertrauen und Hoffnung: Darum dreht sich in der Slowakei fast alles, seit vor knapp zwei Jahren der Investigativjournalist Jan Kuciak und seine Verlobte ermordet wurden.
Immer neue Beweise schmälern das eh schon geringe Vertrauen in den slowakischen Staat. Videos, Tonaufnahmen, ganze Chatverläufe zeigen, wie verfilzt Wirtschaft und Politik, Justiz und organisiertes Verbrechen in der Slowakei waren und möglicherweise immer noch sind.
Da gibt der Geschäftsmann Kocner Gerichtsurteile bei Richtern in Auftrag, da installiert er im Büro des Generalstaatsanwalts eine Überwachungskamera, da bedroht er, nur Wochen vor dem Mord, Kuciak am Telefon – und die Polizei hält es nicht einmal für nötig, der Anzeige des Journalisten nachzugehen.
Dass das alles jetzt ans Licht kommt und – vor allem – dass es Konsequenzen hat, schürt aber auch Hoffnungen auf eine weniger korrupte Slowakei.
Politiker aus ihren Ämtern gejagt
Der Regierungschef musste letztes Jahr zurücktreten. Im Sommer ist eine bis dahin weitgehend unbekannte Umweltaktivistin slowakische Präsidentin geworden. Ein knappes Dutzend Richterinnen, Staatsanwälte, Politiker sind aus ihren Ämtern gejagt worden. Und bei den Parlamentswahlen Ende Februar könnten neue Parteien eine Mehrheit erringen.
Beim Prozess rund um den ermordeten Journalisten Kuciak geht es zwar auch um Schuld und Unschuld. Doch wie die Richter urteilen werden, ist nicht das Wichtigste bei diesem Prozess.
Für das Vertrauen der Slowakinnen und Slowaken in ihren Staat ist vor allem entscheidend, dass das Verfahren und am Schluss das Urteil nachvollziehbar sind. Zumindest die Ermittlungen seien gut und gründlich gewesen, sagt der Anwalt der Familie Kuciak. Die Hoffnung auf eine weniger verfilzte Slowakei ist intakt.