Elf Jahre nach dem Verschwinden einer Boing 777 der Malaysia Airlines im Indischen Ozean hat die Spezialfirma «Ocean Infinity» die Suche nach dem Wrack wieder aufgenommen. Ein Unterfangen mit sehr geringen Chancen auf Erfolg und doch nicht ganz aussichtslos, schätzt Luftfahrtexpertin Laura Frommberg, Chefredaktorin und Gründerin der Plattform Aerotelegraph.
SRF News: Was ging Ihnen durch den Kopf, als sie von der erneuten Suche nach der vermissten Maschine hörten?
Laura Frommberg: Schon wieder – um ganz ehrlich zu sein. Es gab in den letzten Jahren immer wieder Suchaktionen, öfter vom selben Unternehmen, das sich bei einem Erfolg einen finanziellen Gewinn erhofft und bisher auf eigene Kosten unterwegs war. Ich wage aber zu bezweifeln, dass die jetzige Aktion sehr erfolgversprechend ist, denn viele neue Erkenntnisse sind seit der letzten Suche nicht dazugekommen.
Macht diese Suche in dem riesigen Gebiet und kilometertief unter Wasser überhaupt noch Sinn?
Das ist wohl davon abhängig, wie und wen man fragt. Ich möchte wie alle anderen auch Antworten auf das Mysterium. Umso mehr brauchen das die Angehörigen der Opfer und die Fluggesellschaft Malaysia Airlines. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wrack jetzt gefunden wird, halte ich nicht für gross. Und selbst wenn es entdeckt würde, ist unsicher, ob die Black Boxes intakt geblieben sind und auswertbare Daten liefern können.
Es ist immer noch nicht klar, wo das Wrack liegt. Es gibt verschiedenste Theorien dazu.
«Ocean Infintiy» will in den nächsten Wochen den Meeresgrund absuchen. Was können die autonomen Geräte leisten, was nicht schon gemacht wurde?
Wenn man genau weiss, wo man suchen muss, können diese autonomen Geräte sehr viel leisten. Allerdings ist immer noch nicht klar, wo das Wrack liegt. Es gibt verschiedenste Theorien über den mutmasslichen Ort. Wenn das genaue Gebiet feststehen würde, sähe es vielleicht gar nicht so schlecht aus. Ich bin sehr pessimistisch, dass das Rätsel um Flug MH370 je komplett gelöst werden kann. Zurzeit glaube ich nicht daran.
Haben sich durch bisherige Suchaktionen neue Ansätze bei der Untersuchung von Flugunfällen ergeben?
Dazu müsste man jetzt tatsächlich etwas Substanzielles finden. Gedanken hat man sich sicher darüber gemacht, ob man die Fluge künftig «live» nicht besser und grossflächiger verfolgen könnte. Mit den bisherigen Flugschreibern ist das wegen der grossen Datenmengen noch nicht machbar. Aber es wird daran gearbeitet. Die ganze Black-Box-Technologie ist vergleichsweise alt, aber sehr robust. Vielen geht nicht aus dem Sinn, dass das Flugzeug so einfach verschwunden ist, nachdem es offenbar noch so lange weiterflog und nicht verfolgt wurde.
Das Gespräch führte Tim Eggimann.