Die Briten können eine der schnellsten Impfkampagnen weltweit vorweisen. Bis Ende Juli soll jeder Erwachsene mindestens eine Impfdosis erhalten haben. Eine erste Studie aus Schottland beweist heute: Die Spitaleinlieferungen gehen dank der Impfungen stark zurück.
Da könnte man denken, dass Premierminister Boris Johnson jetzt beim Beenden des Shutdowns aufs Tempo drückt. Doch das tut er nicht. Restaurants oder Pubs können beispielsweise erst im Mai Gäste wieder drinnen bedienen. Einige Stimmen aus der Wirtschaft haben heute dagegen aufbegehrt, doch viel Unterstützung haben sie nicht. Es wird erwartet, dass Schatzkanzler Rishi Sunak kommende Woche weitere Unterstützungsgelder sprechen wird.
Volk befürwortet mehrheitlich Vorgehensweise
Johnson weiss: Eine Mehrheit der Briten und Britinnen steht hinter seiner Strategie. Zwei Drittel befürworten strikte Massnahmen und ertragen es – ganz nach dem alten britischen Motto: «Keep calm, carry on».
So durchlebte das Vereinigte Königreich von den letzten elf Monaten rund sieben im Shutdown-Modus mit sehr strikten Regeln. Die Maxime: Bleib zuhause, geh nur nach draussen, wenn du einen triftigen Grund hast wie Einkäufe oder Sport.
Bilder von erschöpftem Pflegepersonal
Einer der Hauptgründe, warum die Briten dies mehrheitlich ohne Murren hinnehmen, ist das nationale Gesundheitssystem (NHS). Das staatlich finanzierte Health System geniesst ein enorm hohes Ansehen bei der Bevölkerung. Und diese geliebte NHS und ihr Pflegepersonal in den Spitälern waren komplett überlastet während der ersten Welle und bis vor wenigen Wochen.
Mit 120'000 Todesopfern ist Grossbritannien eines der am schwersten von der Pandemie getroffenen Ländern. Die Bilder von erschöpften Pflegerinnen und Pflegern sowie von den Todesopfern waren in den britischen Medien sehr präsent.
«Better safe than sorry»
Für manches davon macht die Bevölkerung die Regierung verantwortlich. Johnson weiss, dass er jetzt beweisen muss, dass er aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Statt etwas mutiger und wirtschaftsfreundlicher zu agieren, hält er sich an ein anderes britisches Motto: «Better safe than sorry.» Frei übersetzt: Besser auf der sicheren Seite als sich später entschuldigen zu müssen.