Javier Milei in Argentinien und Geert Wilders in den Niederlanden feierten diese Woche Wahlsiege. Rechtspopulistinnen und Rechtspopulisten sind auf dem Vormarsch. Das macht sie erfolgreich:
Einfache Sprache
«Populismus arbeitet mit sehr vereinfachten Botschaften, mit polarisierten Statements, mit hochemotionalen Appellen, aber auch mit dem Schema Gut und Böse ohne Grauzonen», erklärt Paula Diehl, Politikwissenschaftlerin und Populismusexpertin der Universität Kiel. Dies mache einen Dialog innerhalb einer Demokratie schwierig, weil Schattierungen komplett ausgeblendet würden – zum Vorteil der Populisten.
«Forderungen und Feststellungen sind oft nicht auf empirische Daten gestützt», sagt David Lanius, Populismusexperte der Humboldt-Universität Berlin. «Argumente können umso stärker vorgebracht werden, je weniger sie sich auf verifizierbare Prämissen stützen müssen und je mehr sie die bereits vorhandene Meinungen bestätigen oder bereits vorhandene Emotionen ansprechen und verstärken», so Lanius. Die Wahrheit oder Belegbarkeit dieser Behauptungen spiele dabei keine Rolle. Sogenannte «Alternative Fakten» waren 2017 das Unwort des Jahres.
Einfache Inhalte
Zum Populismus gehört die Vorstellung, dass in der Demokratie das Volk zwar souverän ist, es aber eine grundsätzliche Opposition zwischen Volk und Elite gibt. Der Elite wird vorgeworfen, das Volk zu verraten und «dass sie diese Macht, die eigentlich dem Volk gehört, für sich beansprucht», sagt Diehl. Daher sei Populismus immer antielitär und schaffe somit ein einfaches Feindbild für die Wählerschaft.
Zudem erkennt Rechtspopulismus im Kern das demokratische Prinzip der Gleichheit nicht an und schafft durch Ausgrenzung ein einfaches Rezept, um Stimmen zu fangen: «Denn zum Volk gehören nicht alle, die die Staatsbürgerschaft haben oder in dem Land leben, sondern oft nur diejenigen, die nach biologischen, kulturellen und religiösen Kriterien, aber auch durch die sexuelle Orientierung zu einem ‹wahren Volk› gehören können», erklärt Paula Diehl. Alles, was dieser Vorstellung nicht entspreche, müsse ausgeschlossen werden, so die Forscherin.
Einfache Denkmuster
Rechtspopulistische Politikerinnen und Politiker sehen sich als die direkten Vertreter dieser vermeintlich homogenen und idealisierten Grundmenge eines «Volkes». Sie beanspruchen, allein den «Willen des Volkes» zu kennen und dessen Stimme in einem politischen und moralischen Kampf gegen das «System» und «äussere Feinde» zu sein, welche diese Grundmenge bedrohen. Gearbeitet werde dabei mit «kalkulierten Ambivalenzen», erklärt Diehl. Man tritt als Demokratin oder Demokrat auf, streue aber antidemokratische Ideen unters Volk, ohne dabei konkret zu werden.
Das «Volk» werde dabei von verschiedenen Seiten bedroht. Es wird verbal geschossen gegen Minderheiten wie Immigranten, Geflüchtete, Homosexuelle und Juden oder auch gegen ausländische Investoren, die EU oder gar Geheimgesellschaften. Diehl spricht dabei von einem Gewöhnungseffekt. «Unhaltbare Aussagen generieren eine Welle der Empörung. Daraus entsteht eine Diskussion, in der die Aussagen immer wieder wiederholt werden. Dadurch gewöhnt sich die Öffentlichkeit daran», erklärt Diehl. Darauf folge die Phase der Normalisierung. Andere Parteien übernehmen diese Aussagen, die Wählerstimmen generieren. «In manchen Fällen können diese neuen Selbstverständnisse dann gar zu Gesetzen werden», erklärt Diehl dieses Rezept des Rechtspopulismus.
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