- In Bangladesch hat sich die bisherige autokratische Premierministerin Sheikh Hasina wie von Beobachtern erwartet eine fünfte Amtszeit gesichert.
- Die grösste Oppositionspartei, die Bangladesh Nationalist Party (BNP), boykottierte die Parlamentswahl, da sie ihrer Ansicht nach nicht fair ablief.
- Unter Hasinas Regierungszeit seit 2009 erlebte das arme, mehrheitlich muslimische Bangladesch einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Die Partei der 76-jährigen Hasina, die Awami-Liga, habe sich 223 von 298 Sitzen im Parlament gesichert, verkündete der Chef der Wahlkommission vor den Medien. Zwei weitere Sitze wurden demnach nicht vergeben, da es in einem Wahlkreis zu Gewalt während der Wahl gekommen und in einem anderen ein Kandidat kürzlich gestorben sei.
Trotz wirtschaftlichem Aufschwung unter Hasinas Regierungszeit machte die hohe Inflation vielen Menschen zu schaffen. Gleichzeitig werfen ihr die BNP und Menschenrechtsorganisationen vor, sie gehe gezielt gegen ihre Gegnerinnen und Kritiker vor und lasse Tausende von ihnen festnehmen.
Auch Meinungs- und Pressefreiheit haben unter ihr gelitten. Sie ist die Person, die in ihrem Land die Position der Regierungschefin am längsten innehatte.
Nur halb so viele Stimmen wie bei Wahlen 2018
Insgesamt hatten nach Angaben der Wahlkommission nur 41.8 Prozent der etwa 120 Millionen Wahlberechtigten in dem südasiatischen Land mit 170 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern eine Stimme abgegeben. Bei der vorherigen Wahl im Jahr 2018 hatten dies noch mehr als 80 Prozent getan.
Die BNP hatte die Menschen vor der Wahl aufgerufen, nicht zu wählen, die Partei stellte auch keine Kandidierenden für die 300 Sitze im Parlament. So hatte Hasinas Partei kaum Konkurrenz. Die Premierministerin bezeichnete die BNP zuletzt als Terrororganisation und betonte, dass sie für den Erhalt der Demokratie in ihrem Land kämpfe.
Hasina ist die Tochter des Gründervaters von Bangladesch, Sheikh Mujibur Rahman, der 1975 in einem Militärputsch zusammen mit seiner Familie ermordet wurde. Sie überlebte, da sie zu der Zeit in Deutschland war. Seit 2009 ist sie ohne Unterbrechung an der Macht. Ihr wird vorgeworfen, auch die Wahlen 2014 und 2018 manipuliert zu haben.