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Regierungsgespräche Deutschland: Ampel-Spitzen einigen sich über Haushalt 2024

  • Nach tagelangen Verhandlungen haben die Spitzen der deutschen Ampelkoalition eine Einigung über den Bundeshaushalt für 2024 erzielt.
  • SPD, Grüne und FDP wollen nach Angaben des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz an ihren zentralen Zielen festhalten, sehen sich aber nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts zu Kürzungen und Einsparungen gezwungen.
  • «Die machen wir nicht gerne, klar, sie sind aber nötig, damit wir mit dem Geld, was uns zur Verfügung steht, hinkommen», sagte Scholz .

Nach Scholz' Darstellung werden klimaschädliche Subventionen abgeschafft, Ausgaben einzelner Ressorts reduziert und Bundeszuschüsse verringert. Die Ampel prüfe auch eine Ausnahme von der Schuldenbremse für die weiteren Zahlungen für die von der Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 betroffenen Menschen. Sie werde auf die CDU/CSU als grösste Oppositionsfraktion zugehen und um deren Unterstützung für diesen Schritt werben. Laut Schuldenbremse darf sich der Bund in Deutschland – von Notfällen abgesehen – nur bis 0.35 Prozent des Bruttoinlandsprodukt neu verschulden.

Der Kanzler bekräftigte die drei zentralen Ziele der Ampelkoalition: «Wir treiben den klimaneutralen Umbau unseres Landes kraftvoll voran. Wir stärken den sozialen Zusammenhalt. Und wir stehen eng an der Seite der Ukraine in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland.» Diese drei Ziele leiteten die Bundesregierung unverändert. «Klar ist aber, wir müssen mit deutlich weniger Geld auskommen, um diese Ziele zu erreichen.»

Die drei Männer sitzen nebeneinander.
Legende: Von rechts: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) KEYSTONE/DPA/Christoph Soeder

Mit der Einigung, um die Scholz sowie der deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) tagelang gerungen hatten, gibt es fast vier Wochen nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts eine Lösung der Haushaltskrise. Die Spitzenpolitiker hatten seitdem beraten, wie ein 17 Milliarden Euro grosses Loch im Budget für das kommende Jahr gestopft werden kann. Ausserdem ging es um die Finanzierung zahlreicher Investitionen in den Klimaschutz und die Modernisierung der Wirtschaft.

So will die «Ampel» das 17 Milliarden Euro Loch stopfen

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Die «Ampel» will nun unter anderem den CO₂-Preis beim Tanken und Heizen mit fossilen Energien anheben. Es werde auf den alten Preispfad der grossen Koalition zurückgekehrt, sagten Habeck und Lindner bei gemeinsamen Statements mit Scholz im Kanzleramt. Gestrichen werden soll ein eigentlich geplanter milliardenschwerer Zuschuss zu Entgelten für das Stromnetz, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Koalitionskreisen erfuhr. Der Abbau klimaschädlicher Subventionen soll laut Lindner einen Umfang von drei Milliarden Euro haben.

Die Ampelkoalition will zudem bis 2027 Klimaschutz- und Transformationsprojekte im Volumen von 45 Milliarden Euro kürzen. Der Klima- und Transformationsfonds bleibe das zentrale Instrument des Bundes für den klimaneutralen Umbau des Landes, sagte Scholz. Er habe noch immer ein Gesamtvolumen von 160 Milliarden Euro. Allein 2024 würden die Ausgaben aber um 12 Milliarden Euro verringert.

Nach dem Urteil aus Karlsruhe fehlen 60 Milliarden Euro im sogenannten Klima- und Transformationsfonds, die für die nächsten Jahre schon fest eingeplant waren – allein 2024 rund 13 Milliarden Euro. Die Karlsruher Richter hatten eine Umwandlung im Budget von 2021 für nichtig erklärt und entschieden, dass die Bundesregierung Notlagenkredite nicht für spätere Jahre zurücklegen darf.

Finanzminister Lindner: Kein Abbau der «sozialen Standards»

Lindner betonte, es werde «keine Reduzierung von sozialen Standards geben». Dennoch erreiche man durch mehr Treffsicherheit bei Sozialleistungen eine Einsparung von 1,5 Milliarden Euro. Als ein Beispiel nannte der FDP-Vorsitzende den Arbeitsmarkt. So sollten Geflüchtete aus der Ukraine besser vermittelt werden. Laut Habeck soll auch die Förderung für den Kauf von Elektro-Autos früher als geplant auslaufen. Bislang war das Jahr 2025 vorgesehen. Darüber hinaus werde es Kürzungen in der Solarindustrie geben. «Das tut mir weh», sagte Habeck mit Blick auf beide Massnahmen.

Merz: «Finanzpolitische Trickserei»

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Der deutsche Oppositionsführer Friedrich Merz hat die Einigung der Ampelregierung auf eine Lösung der Haushaltskrise scharf kritisiert. Das Paket sei ein reiner «Formelkompromiss», sagte der Unions-Fraktionsvorsitzende und CDU-Chef im Bundestag. Scholz versuche nach wie vor die Quadratur des Kreises, um den Bedürfnissen von SPD, Grünen und FDP gleichermassen gerecht zu werden.

Mit Blick auf die Ukraine sagte Merz, es sei jetzt schon absehbar, dass die Bundesregierung spätestens Mitte nächsten Jahres eine Notlage werde ausrufen müssen, mit der die Schuldenbremse erneut ausgesetzt werden könnte. Das werde die Union aber nicht durchgehen lassen. «Es ist finanzpolitische Trickserei, mehr ist es nicht», sagte Merz in seiner Antwort auf eine Regierungserklärung des Kanzlers.

Die Spitzen der Koalition sicherten zugleich der Ukraine weitere und umfassende Hilfen zu. Diese Unterstützung werde aus dem Regelhaushalt gestemmt, «so wie wir es geplant haben und vor allem so lange wie nötig», sagte Scholz. Dazu zählten 8 Milliarden Euro für Waffen, Finanzhilfen für den ukrainischen Haushalt und voraussichtlich mehr als 6 Milliarden Euro zur Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge hier in Deutschland.

Video
Archiv: Deutschland in der Haushaltskrise
Aus Tagesschau vom 11.12.2023.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 47 Sekunden.

SRF 4 News, 13.12.2023, 8 Uhr ; 

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