- EU und Mercosur haben sich auf ein umfassendes Abkommen zur Bildung der grössten Freihandelszone der Welt verständigt.
- Die Verhandlungen über das Abkommen für insgesamt mehr als 770 Millionen Menschen hatten bereits 1999 begonnen
«Wir haben eine Einigung», hiess es am Abend aus Brüssel. Angesichts der gegenwärtigen internationalen Handelskonflikte sei dies ein «historischer Moment», schrieb EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf Twitter.
«Inmitten internationaler Handelsspannungen senden wir ein starkes Signal, dass wir für regelbasierten Handel stehen», ordnete Juncker die Einigung auf das Handelsabkommen weiter ein. Es handle sich um die grösste jemals geschlossene Handelsvereinbarung.
20 Jahre Verhandlungen
Die Verhandlungen zu dem Abkommen zwischen der EU und den Mercosur-Ländern Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay hatten vor 20 Jahren begonnen. Die nun von der EU-Kommission ausgehandelte Einigung muss noch von den 28 Mitgliedstaaten und danach vom Europaparlament gebilligt werden.
In der EU und den Mercosur-Staaten leben zusammengenommen 776 Millionen Menschen. Das Bruttoinlandsprodukt aller Mitgliedstaaten beläuft sich auf insgesamt knapp 20 Billionen Franken. 2018 hatte der Handel zwischen Europäischer Union und Mercosur-Staaten ein Volumen von 98 Milliarden Franken.
Bundesrat Parmelin zeigt sich zuversichtlich
Auch die Schweiz, beziehungsweise die Efta-Länder Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein verhandeln seit zwei Jahren mit Mercosur über ein Freihandelsabkommen. Was bedeutet der Abschluss mit der EU nun für die Verhandlungen mit der Efta?
Wirtschaftsminister Guy Parmelin ist optimistisch und erklärt gegenüber SRF, dass die Verhandlungen bis im Herbst abgeschlossen sein könnten. Im August sei eine weitere Verhandlungsrunde geplant. Einer der kritischen Punkte bei den Gesprächen sei zum Beispiel noch der Bereich geistiges Eigentum, wo es um Patente gehe.
Kritik von Bauern und Umweltschützern
Zu den Knackpunkten in den Verhandlungen zwischen der EU und Mercosur hatte zuletzt der Hinweis auf geschützte Herkunftsbezeichnungen gezählt. Ausserdem forderten die Europäer eine Öffnung des Auto-Marktes der Mercosur-Staaten. Die Südamerikaner verlangten im Gegenzug eine stärkere Öffnung des europäischen Marktes für ihre landwirtschaftlichen Produkte, insbesondere Rindfleisch.
In mehreren EU-Staaten hatten Landwirte in den vergangenen Monaten wiederholt gegen das geplante Freihandelsabkommen demonstriert.
Bedenken wurden auch von europäischen und südamerikanischen Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace geäussert. Das Abkommen nehme in Kauf, «dass für den Export europäischer Autos Regenwälder und andere wertvolle Natur in Südamerika durch Agrarkonzerne zerstört wird», erklärte Greenpeace-Handelsexperte Jürgen Knirsch mit Verweis auf die landwirtschaftliche Produktion.