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Schweizer Nasa-Chef tritt ab
Aus 10 vor 10 vom 20.12.2022.
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Schweizer Nasa-Chef tritt ab Nach aussergewöhnlicher Karriere: Zurbuchens Adieu bei der Nasa

Wenn man mit Thomas Zurbuchen bei der Nasa unterwegs ist, fühlt man sich wie im Film. Menschen in weissen Schutzanzügen arbeiten an Raumfahrzeugen. Gespräche drehen sich um Leben im All, Helikopterflüge auf dem Mars und die Entstehung des Universums.

«Ich glaube, dass sich unser Verständnis vom Universum ändern wird», sagt Zurbuchen. «In den vergangenen 20 Jahren hat sich bereits vieles geändert. Ich habe das Gefühl, in den nächsten 20, 30 Jahren haben wir eine signifikante Chance, Leben zu finden ausserhalb der Erde.»

Wenn Europa rülpst, könnte das die wichtigste Messung sein.
Autor: Thomas Zurbuchen Abtretender Nasa-Forschungsdirektor

An einem seiner letzten Tage bei der Nasa besucht Thomas Zurbuchen das Forschungslabor JPL in Kalifornien, gemeinsam mit europäischen Forschungsleitenden. Die Nasa betreibt viele Missionen in Zusammenarbeit mit Europa. Der erste Stopp ist das Labor mit den Menschen in weissen Schutzanzügen, die an der Raumsonde «Europa Clipper» arbeiten. Sie soll den Jupitermond Europa erforschen. Unter der Eiskruste vermuten Forscher Ozeane – und vielleicht Hinweise auf Leben.

«Wenn Europa rülpst, könnte das die wichtigste Messung sein», erklärt Zurbuchen. Bei einem «Rülpser», also einem Wasserdampfausbruch, könnte ein Hightech-Messgerät auf der vorbeifliegenden Raumsonde möglicherweise Hinweise auf Leben finden.

Der Predigersohn aus Heiligenschwendi

Die Mission zum Jupitermond stand auf der Kippe. Zurbuchen liess die Probleme in einer Untersuchung durchleuchten, ersetzte Chefs. Nun soll die Mission 2024 starten. Zurbuchen hatte alles daran gesetzt, die Mission und das nötige Messgerät zu retten. «Wenn es Spuren von Leben gibt auf Europa, ändert es die Diskussion über Leben im Universum.»

Mehrere Menschen stehen vor dem Mars-Rover Perseverance ganz im Vordergurund
Legende: Thomas Zurbuchen und europäische Forschungsdirektorinnen und Direktoren lassen sich erklären, wie der Rover Perseverance Bodenproben auf dem Mars nimmt und wie sie dereinst auf die Erde gebracht werden sollen. SRF

Zurbuchen, der Predigersohn aus Heiligenschwendi, ging nach dem Studium in Bern in die USA, wurde Professor und schliesslich Nasa-Forschungsdirektor. Was ist sein Rat an junge Menschen mit Karriereträumen? «Das erste ist der Wille, etwas zu machen, was unglaublich erscheint am Anfang. Es ist unglaublich wichtig, dass man mal probiert. Das zweite ist, dass wir alle ungefähr gleich schnell lernen. Das heisst, dass wir manchmal mehr arbeiten müssen, um voraus zu sein. Das habe ich gelernt.»

Die Lehre ist typisch schweizerisch. Es gibt kaum ein System, das so gut ist. Und wir brauchen diese Leute auf der ganzen Welt.
Autor: Thomas Zurbuchen Abtretender Nasa-Forschungsdirektor

Immer wieder sagt der 54-jährige Physiker, dass es wichtig sei, junge Menschen zu inspirieren, und betont den Wert der Ausbildung, besonders in der Schweiz. «Ich treffe ein Dutzend Schweizer am JPL. Alle haben eine Ausbildung in der Schweiz durchlaufen. Einige eine Lehre und andere an der Universität. Insbesondere die Lehre ist typisch schweizerisch. Es gibt kaum ein System, das so gut ist. Wir brauchen diese Leute auf der ganzen Welt.»

Nun ist es Zeit, bei der Nasa Adieu zu sagen. Zurbuchen verabschiedet sich vom Leiter einer Mission, die erdähnliche Planeten im Universum fotografieren soll. Sie wird starten, wenn Zurbuchen nicht mehr bei der Nasa ist. «Ich weiss nicht, ob wir uns wiedersehen. Viel Glück! Ich werde von aussen mitfiebern.»

zwei farbige Lichtscheiben im Nachthimmel
Legende: Die Bilder des James-Webb-Teleskops sind schön und wissenschaftlich bedeutsam zugleich. Es soll mehr über den Ursprung des Universums enthüllen. Thomas Zurbuchen war verantwortlich für die Webb-Mission. Nasa

Über sechs Jahre lang war er Nasa-Forschungsdirektor und hat viel Zeit investiert, um das Universum den Menschen näherzubringen. «Ich finde, Wissenschaft ist wunderschön. Die Natur ist wunderschön. Wenn wir nichts erklären, ist es, wie wenn wir wunderbare Kunst haben, und es den Menschen nicht zeigen. Zudem ist die Wissenschaft enorm wichtig für die Welt und unsere Zukunft, in Sachen Energie, Nachhaltigkeit und vielem anderen.»

Zurbuchen sagt, es sei offen, was er als Nächstes mache. Wichtig sei ihm, dass er weiter lernen könne und etwas tue, was die Welt besser mache. Doch die Missionen zu den grossen Fragen des Universums werde er ein Leben lang weiterverfolgen.

10vor10, 20.12.2022, 21:50 Uhr

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