- Der Zyklon «Mocha» hat in Myanmar offenbar viel mehr Todesopfer gefordert, als bislang angenommen.
- Mindestens 400 Menschen seien bei dem tropischen Wirbelsturm im Bundesstaat Rakhine an der Westküste ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher der «Nationalen Einheitsregierung» (NUG) der Nachrichtenagentur DPA.
- Bei den Toten handele es sich vor allem um Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya, die im früheren Birma seit Jahrzehnten verfolgt wird.
- Andere Nachrichtenagenturen berichten weiterhin von weniger Toten.
Die «Nationale Einheitsregierung» ist eine Art demokratische Schattenregierung, die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet hat. Sie hatte schon im Vorfeld versucht, die Menschen vor dem Zyklon zu warnen, internationale Hilfen für die Opfer zu organisieren.
Der tropische Wirbelsturm war am Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 250 Stundenkilometern in Myanmar und dem benachbarten Bangladesch auf Land getroffen. Das ganze Ausmass der Schäden wird aber erst langsam deutlich.
Auch die Nachrichtenseite «The Irrawaddy» berichtete von mindestens 400 Toten in Camps der Rohingya rund um die Stadt Sittwe. Viele seien ertrunken oder von herabstürzenden Bäumen erschlagen worden.
Millionen besonders gefährdeter Einwohner betroffen
Seit dem Putsch leben in der Region wegen anhaltender Gewalt durch die Junta viele weitere Vertriebene in notdürftigen Unterkünften. Zahlreiche Menschen hätten sich kaum vor den heftigen Windböen und dem Starkregen schützen können.
Der Zyklon ist in Myanmar laut Schätzungen von UNO-Helfern durch Gebiete mit 4.5 Millionen Einwohnern gefegt. Davon gelten 3.1 Millionen als besonders gefährdet, weil sie schon vor Ankunft des tropischen Wirbelsturms nur über mangelhafte Unterkünfte, Ernährung und Einkünfte verfügten.
Jetzt sind sie auch noch an der Front der Klimakrise.
Der UNO-Hilfskoordinator in Myanmar, Ramanathan Balakrishnan, sprach von einem «Alptraumszenario». «Mocha» hat laut Balakrishnan die ärmsten Teile des Landes getroffen, die zuvor schon von der Corona-Pandemie, innerstaatlichem Konflikt und von wirtschaftlichen Problemen betroffen waren. «Jetzt sind sie auch noch an der Front der Klimakrise», sagte er mit Blick auf die immer häufigeren Wetterextreme, die im Zuge der Erderwärmung beobachtet werden.
Die Hilfsorganisation Oxfam hatte zuvor erklärt, der Sturm habe «enorme Auswirkungen» auf das Leben der Binnenvertriebenen. «Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die erforderlichen Mittel bereitzustellen, um ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen.»
Evakuierungen in Bangladesch retteten Leben
In Myanmar und Bangladesch waren vor dem Sturm Hunderttausende vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. In Bangladesch rettete dies offenbar vielen das Leben: Behördenangaben zufolge wurden bislang keine Toten gemeldet.
Dennoch sind die Schäden rund um die Stadt Cox's Bazar beträchtlich. In der dortigen weltgrössten Ansammlung von Flüchtlingslagern leben rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge, zumeist in Behausungen aus Bambus und Plastikplanen. Tausende bräuchten dort Hilfe, teilten die Vereinten Nationen mit.