An der wichtigsten Sicherheitskonferenz der Asien-Pazifik-Region geht es im Wesentlichen um das Verhältnis der Supermächte China und USA und die Rivalität, die die ganze Region prägt und in Atem hält, wie Fredy Gsteiger, diplomatischer Korrespondent SRF, erklärt.
Die USA waren lange auch in Ostasien wie fast überall in der Welt die wichtigste Macht. Das will China nicht länger akzeptieren, die Vormachtrolle übernehmen und die Vereinigten Staaten aus dem pazifischen Raum hinausdrängen. Während viele kleinere Staaten lieber nicht Position beziehen möchten und sich mit beiden Supermächten gut stellen wollen – auch aus wirtschaftlichen Gründen. Das wird immer schwieriger, weil China und USA versuchen, sie auf ihre Seite zu ziehen.
Die Beziehung zwischen China und den USA beeinflusst die Sicherheit in der Region. Natürlich gibt es noch andere Konflikte, etwa jenen zwischen Indien und Pakistan oder China und Indien. Dann gibt es extrem problematische Regime wie das in Nordkorea als permanente Zeitbombe oder Myanmar. Aber der Machtkampf zwischen Washington und Peking dominiert alles. Es bräuchte hier dringend eine Entspannung, militärisch, rhetorisch und auch wirtschaftlich.
Wachsende Bedrohung für Taiwan
Ein wichtiges Thema der Konferenz wird laut Gsteiger Taiwan sein. «Recht oft ist hier zu hören, dass es analog zum Ukraine-Krieg in Ostasien zu einem Überfall von China auf Taiwan kommen könnte», berichtet Gsteiger aus Singapur.
Der Gipfel wäre eigentlich der ideale Ort für eine Annäherung. Die Amerikaner haben angedeutet, sie würden gerne die Kommunikation mit China auch zwischen den Militärführungen und Geheimdiensten intensivieren. Aber die Chinesen zeigen sich sperrig und begründen es mit fehlendem Vertrauen und feindseligem Verhalten. Möglicherweise will aber China zurzeit keinen regelmässigen Austausch zu sicherheitspolitischen Themen, um für die USA ganz bewusst ein Stück weit unberechenbar zu bleiben, schätzt Gsteiger.
Die aktuellen sicherheitspolitischen Vorgänge in der Region beeinflussen die restliche Welt sehr stark. Ostasien ist weltweit wirtschaftlich betrachtet eine sehr bevölkerungsreiche Boom-Region. Wirtschaftlich ist die Gegend für die übrige Welt mittlerweile vielleicht die wichtigste überhaupt.
Krieg um Taiwan würde Europa schwer treffen
Auch die europäische Industrie lebt zu einem guten Teil von den Exporten in diese Weltgegend. Wenn es etwa zu einem Krieg um Taiwan käme, wären vor allem die wirtschaftlichen Folgen noch viel gravierender als jene des russischen Krieges gegen die Ukraine. Denn es wären wirtschaftlich sehr wichtige Mächte wie China, Japan, Südkorea, die USA betroffen.
Es gibt die Hoffnung, dass es tatsächlich wieder zu einer Intensivierung der Kontakte und einer gewissen Annäherung zwischen China und den USA kommt. Politisch, militärisch und geheimdienstlich. Allein schon, um Missverständnisse auszuräumen und unbeabsichtigte Zwischenfälle zu vermeiden. Das wäre ein wichtiges Ziel, das am Asiengipfel erreicht werden könnte. Auch wenn die Erwartungen nach den eher negativen chinesischen Reaktionen vor dem Gipfel nicht besonders gross sind.