Die meisten Länder in Südostasien wären am liebsten gut Freund mit China und den USA. Sie möchten nicht Position beziehen für oder gegen die eine oder andere Supermacht. Je zerstrittener indes Peking und Washington sind, umso schwieriger wird dieser Balanceakt.
Krass spüren das derzeit die Philippinen. Präsident Ferdinand Marcos Junior sagt das nun auf dem Asien-Sicherheitsgipfel in Singapur ungewöhnlich deutlich: «Unserem grossen Bedürfnis nach Frieden stehen die Taten eines Staates entgegen (Anm. d. Red.: Gemeint ist natürlich China). Dieser Staat will mit Gewalt und Einschüchterung Gebietsansprüche durchsetzen. Und zwar in völligem Widerspruch zur UNO-Seerechtskonvention und dem Urteil des zuständigen Schiedsgerichts in Den Haag.»
Doch man werde sein Hoheitsgebiet «bis zum letzten Quadratmillimeter» verteidigen. Dafür setzt Ferdinand Marcos wieder entschieden auf die Partnerschaft mit den USA: «Denn leider beschwört die Vision regionaler Stabilität bestenfalls eine ferne Realität.»
Die Philippinen wechseln abermals die Seiten
Damit wechselt das Inselreich in kurzer Zeit zum zweiten Mal die Seiten. Früher war das Land eine Kolonie der USA, später deren enger militärischer Partner. Doch 2016 ging Marcos' Vorgänger, Rodrigo Duterte, auf Schmusekurs zu Peking.
Er nahm in Kauf, dass China trotzdem weiter philippinische Meeresgebiete, Untiefen und Inselgruppen beanspruchte. Denn er hoffte auf chinesische Milliardeninvestitionen. «Solche Hoffnungen wurden indes vielerorts enttäuscht, nicht nur auf den Philippinen», sagt Asienexperte Tim Huxley. Er hat während Jahren den Sicherheitsgipfel in Singapur organisiert. «Und deshalb verliert China eher wieder an politischem Einfluss. Die Philippinen bewegen sich seit Präsident Ferdinand Marcos regiere gar in grossen Schritten auf die USA zu. Für diese ein Glücksfall», sagt Huxley.
Washington muss die unerwartete Chance nutzen und erstmals eine faire Beziehung aufbauen, welche die jahrzehntealte Hassliebe der Philippinen zu den USA ablöst.
China bleibt vorläufig bloss, von der Seitenlinie aus den gewaltigen Ärger über die Wiederbelebung von US-Militärbasen auf den Philippinen auszudrücken. Allerdings, so Tim Huxley, «muss Washington die unerwartete Chance nutzen und erstmals eine faire Beziehung aufbauen, welche die jahrzehntealte Hassliebe der Philippinen zu den USA ablöst».
Viele Regierungen wenden sich den USA zu
Während sich die Regierungen von Kambodscha, Laos, Myanmar und neuerdings auch die thailändische im chinesischen Lager verorten, nähern sich etliche andere inzwischen den USA an, selbst Vietnam. Der Grund, so Meia Nouwens, China-Expertin beim Londoner Strategieinstitut IISS: «Die Führung in Peking bedrängt sie allzu sehr. Deshalb sind die USA auf einmal höchst erfolgreich bei der Stärkung und dem Ausbau von Allianzen in Asien.»
China strebt unter Staatschef Xi Jinping erklärtermassen und nicht gerade subtil die Vormachtstellung in Asien an. Es tut das so fordernd, dass selbst manche Staaten, die sich eigentlich gar nicht positionieren möchten, erschrocken und irritiert auf Distanz gehen.