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Skandal in 10 Downing Street Rishi Sunak wird zum Wahlkampfende von Wettaffäre heimgesucht

Wenn der engste Mitarbeiter mit dem vertraulichen Wahltermin zockt, ist das nicht zum Gewinn des gebeutelten Premiers.

Im Vereinigten Königreich kann man auf so ziemlich alles wetten: Pferde, Fussball, Cricket – und mittlerweile selbst darauf, dass die konservative Partei täglich in einen Fettnapf tritt. Den jüngsten Fauxpas untersucht die britische Glückspielaufsicht, die «Gambling Commission». Sie will herausfinden, ob in 10 Downing Street in jüngster Zeit nicht nur regiert, sondern auch illegal gewettet wurde. Etwa, wann die Parlamentswahlen stattfinden.

Ermittlungen in engster Entourage

Über den Termin wurde in den vergangenen Wochen heftig spekuliert. Man rechnete mit einem Urnengang im Spätherbst. Als Rishi Sunak den 4. Juli verkündete, waren alle überrascht. Aber vielleicht doch nicht ganz alle. Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass der parlamentarische Privatsekretär von Rishi Sunak 100 Pfund auf diesen Termin gewettet hat.

Eine ähnliche Wette haben offenbar auch die Frau des Wahlkampfchefs der konservativen Partei sowie ein Personenschützer des Premierministers abgeschlossen. An Zufall oder Telepathie glaubt man bei der Glücksspielaufsicht nicht. Sie ermittelt wegen Wetten mithilfe von Insider-Informationen.  Das sei eine Straftat, sagt ein Sprecher der Kommission.

Weiterer Tiefschlag für Sunak

In der Schlussphase des Wahlkampfs kommt diese Geschichte für Rishi Sunak ziemlich ungelegen. Er versprach bei seinem Amtsantritt in 10 Downing Street wieder Anstand und Würde herzustellen. Das schien nicht allzu schwer zu sein. Nach den Eskapaden von Boris Johnson und Liz Truss war die Richterskala für Schamlosigkeit eigentlich definitiv ausgereizt.

Rishi Sunak
Legende: Der britische Premierminister Rishi Sunak war am Freitag, 21. Juni 2024 auf seiner Wahlkampftour im Wales. Auf einem Hof in Treuddyn reichte er das würzige Früchtebrot Bara Brith. Keystone/AP Pool Getty Images Europe/Leon Neal

Dem war nicht so. Konservative Parlamentarier machten Schlagzeilen – wegen sexueller Belästigung, Betrug, Bestechung oder Pornokonsum während einer Parlaments-Debatte. Dass engste Mitarbeiter des Premierministers selbst mit der vertraulichen Information zocken, wann ihr Chef allenfalls den Hut nehmen muss, kann deshalb viele nicht wirklich überraschen.

Wenn die Wette nicht mehr gilt

Ironischerweise publizierte die Konservative Partei noch vor wenigen Tagen den Wahl-Slogan «Wenn sie auf Labour wetten, werden sie bestimmt verlieren». Die Affiche wurde hastig wieder entfernt.

Böse Zungen orakeln bereits, man könne mittlerweile nur hoffen, dass die Konservativen nicht noch die Glühbirnen mitlaufen lassen würden, bevor sie in zwei Wochen 10 Downing Street mit grosser Wahrscheinlichkeit verlassen müssen. Denn mit solchen Spielchen verliert man nicht nur die Wahlen, sondern jegliches Vertrauen.

Echo der Zeit, 21.06.2024, 18:00 Uhr; schm

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