Als wiedergewählter US-Präsident verändert Donald Trump die Medienlandschaft in den USA erheblich. Zum Beispiel wurde der Auslandssender Voice of America eingeschränkt und öffentliche Sender stehen massiv unter Druck. Auch private Verlage wie die «Washington Post» spüren den neuen Kurs der US-Regierung. Experte Curd Knüpfer ordnet diese Entwicklung ein.
SRF News: Wie spüren die sozialen Medien den Druck der aktuellen US-Regierung?
Curd Knüpfer: In dieser sozialen Mediensphäre hat sich erwiesen, dass ideologisch zugespitztere Nachrichten – Nischen-Nachrichten – besser funktionieren. Die technologische Neuerung hat ermöglicht, dass man da ideologischer agiert. Es zeigt sich, dass es eine grosse Schere und einen rechtspopulistischen Touch in den Nachrichten gibt. Dafür gibt es offensichtlich auch einen Markt. Die Nachrichten sind stark vereinfacht, stark reduktiv, stark identitätsbezogen. Und das macht sich Trump zu Nutze. Er schlägt in diese Kerbe.
In erster Linie ist es bei Meta eine auf das Geschäft bezogene Entscheidung, wenn man sagt, man sei nicht mehr dafür verantwortlich, zu sagen, was Wahrheit oder Unwahrheit sei.
Welche Rolle spielt es, wenn eine Plattform entscheidet, Faktenchecks abzuschaffen, wie dies bei Meta der Fall ist?
Bei Meta ist dies eine andere Entscheidung. Sie hängt womöglich mit dem politischen Umschwung zusammen. Bei dieser Plattform geht es erst darum, das Geschäftsmodell umzukrempeln und zu definieren, was eine solche Plattform ist oder darf. Bei Meta macht man sich grosse Sorgen, dass man als ein journalistisches Unternehmen angesehen und zur Rechenschaft gezogen wird, wie im europäischen Modell. Die europäische Politik will die Plattformen stärker regulieren. Meta erhofft sich offensichtlich, dass so etwas nicht von der amerikanischen Regierung kommt. Da trifft man Entscheidungen, die diesbezüglich opportun erscheinen. In erster Linie ist es bei Meta eine auf das Geschäft bezogene Entscheidung, wenn man sagt, man sei nicht mehr dafür verantwortlich, zu sagen, was Wahrheit oder Unwahrheit sei. In zweiter Linie passt man sich dem regulativen System an und unterwirft sich den Forderungen der Trump Regierung.
Wie würden Sie das System von Social Media in den USA beschreiben?
In der Tat haben wir in den USA eine grössere Entwicklung: Es wird versucht, aus einer Republik, einer Demokratie ein autoritäres System zu formen.
Die Gleichschaltung der Medien wird genutzt, um eine Politik zu betreiben, die die anderen Gewalten angreift.
Das kann man auch in anderen gekippten demokratischen Systemen sehen, dass die Medien auf Linie gebracht werden, entweder durch Aufkaufen, Besitzen oder Regulieren. Diese Gleichschaltung der Medien wird genutzt, um eine Politik zu betreiben, die die anderen Gewalten angreift. Man fängt quasi mit der verfassungsmässig schwächsten an, mit der vierten Gewalt. Sie hat keine Rolle in der amerikanischen Verfassung, ausser dass sie nicht reguliert wird. Dann arbeitet man sich zur dritten und zweiten Gewalt vor, zu den Gerichten und den Parlamenten.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.