Donald Trump scheint wieder einmal bestens informiert gewesen zu sein. Vor exakt zwei Wochen schrieb der inzwischen doppelt angeklagte Ex-Präsident und aktuelle Bewerber um die nächste republikanische Präsidentschaftskandidatur auf seiner Social-Media-Plattform «Truth Social»: «Sie werden Hunter mit etwas Kleinem treffen, um ihren Schlag gegen mich fair aussehen zu lassen.»
Das war eine Woche bevor der Sonderermittler des Justizministeriums Donald Trump vor einem Gericht in Florida wegen Verstössen gegen das Spionagegesetz und der Behinderung der Justiz im Zusammenhang mit als geheim klassifizierten Regierungsdokumenten in Trumps Privatresidenz Mar-a-Lago anklagte, und zwei Wochen, bevor der mögliche «Deal» des Präsidentensohns Hunter Biden publik wurde.
Republikaner glauben an Korruption
Und natürlich kramte Trump diese Nachricht am Tag des Bekanntwerdens des Hunter-Deals sofort hervor, um zu beweisen, dass er recht hatte. Und auch wenn man die beiden Fälle nach all dem, was man bisher weiss, nicht vergleichen kann – nicht von der Schwere der Vorwürfe, nicht von den Auswirkungen auf die nationale Sicherheit, und schon gar nicht von der Kooperation des Angeklagten mit den Strafverfolgungsbehörden – wird genau das hängenbleiben.
Die Republikaner glauben nämlich, dass hinter den diversen Auslandsgeschäften von Hunter Biden – etwa mit der ukrainischen Energiefirma Burisma, aber auch einer chinesischen Energiefirma – Korruption steckt, in die auch Hunters Vater Joe, der in jener Zeit zwar noch nicht Präsident, aber immerhin Vizepräsident von Barack Obama war, verwickelt sein könnte.
Anklage könnte fallengelassen werden
Genau diese Vorwürfe will Hunter Biden nun mit dem angestrebten «Deal» mit den Strafverfolgungsbehörden abschütteln. Das Schuldeingeständnis soll alle juristischen Probleme von Hunter Biden lösen, zitiert das Magazin «Politico» eine nicht namentlich genannte Person, die in den Fall involviert sein soll.
Seine Steuerschulden von rund einer Million US-Dollar hat Hunter Biden offenbar beglichen. Und seine falsche Angabe anlässlich des Kaufs einer Handfeuerwaffe – Hunter Biden hatte seine Drogensucht verschleiert – soll er zugeben. Die Staatsanwaltschaft wird den Vorwurf aber fallenlassen, falls sich der Präsidentensohn während der zweijährigen Bewährungszeit nichts zuschulden kommen lässt und zudem ein soziales Programm durchläuft.
Wie «Hillarys E-Mails»
Doch die Republikaner und allen voran Donald Trump werden das kaum zulassen. Sie werden Hunters Laptop, auf dem angeblich viele der Einzelheiten gefunden wurden, die die Verwicklungen von Bidens Sohn in kriminelle Geschäfte zeigen sollen, genauso permanent in Erinnerung rufen wie «Hillarys E-Mails» (Hillary Clinton hatte während ihrer Amtszeit als Aussenministerin geschäftliche E-Mails via ihren privaten Server verschickt), oder «Clintons Sockenschublade» (Bill Clinton hatte so während seiner Präsidentschaft Aufnahmen von seinen Gesprächen mit dem Historiker Taylor Branch versteckt).
Und auch wenn der politische Schaden, den die Geschäfte von Sohn Hunter auf die Wiederwahlkampagne seines Vaters Joe haben werden, zu diesem Zeitpunkt völlig unklar ist, wird sich das Weisse Haus und mit ihm das Justizministerium von republikanischer Seite weiterhin dem Vorwurf ausgesetzt sehen, mit unterschiedlichen Ellen zu messen.