In einem geheimen Unterschlupf nahe der Frontlinie wartet eine ukrainische Sanitätseinheit auf den nächsten Notruf. Es ist Nacht. Die Männer der 3. Sturmbrigade wissen: Sobald die Verwundeten gemeldet werden, bleibt nur ein kurzes Zeitfenster für ihre Rettung – bevor die Kämpfe wieder aufflammen.
Sensei, ein 27-jähriger Soldat mit dem Rufnamen «Meister», leitet die Einheit. Vor dem Krieg hatte er ein anderes, ziviles Leben. Heute ist er Sanitäter, der ohne medizinische Ausbildung Leben rettet.
Gefährliche Fahrt an die Front
Die Evakuierung der Verwundeten setzt Leben aufs Spiel. Russische Truppen feuern mit Artillerie, legen Minen oder setzen Drohnen ein. Die Verwundeten können nur mit einem Panzer aus der ersten Frontlinie gebracht werden.
Danach werden die verwundeten Kameraden in einen Krankenwagen verlegt. Die Fahrt ist gefährlich. Denn der Krankenwagen ist kein gepanzertes Fahrzeug, und er ist über viele Kilometer den Angriffen von Drohnen ausgesetzt.
Ein Soldat berichtet von seiner Verwundung: «Ich habe Granatsplitter im Bein, im Arm, im Rücken», sagt er. Er konnte 24 Stunden lang nicht versorgt werden. Der Panzer muss die Verwundeten aus der ersten Kampflinie bringen. Er fährt zu einem fünf bis zehn Kilometer entfernten Treffpunkt. Die Koordinaten werden während der Fahrt mitgeteilt. Dort wartet Sensei, der Schichtleiter, mit dem Krankenwagen.
Die ukrainische Regierung gibt die Verluste vor Ort mit 45’000 toten Soldaten und 390’000 Verwundeten an. Das ist das Ergebnis eines Zermürbungskrieges, der nun in sein viertes Jahr geht.
Doch an der Front bleibt kaum Zeit für politische Überlegungen: «Gegen Drohnen, Minen und Artillerie kannst du nichts tun. Es ist nur Glück, ob du überlebst,» sagt Sensei.