Der neunte Parteichef in der Geschichte der CSU heisst Markus Söder. Auf einem Sonderparteitag in München wählten die Delegierten den 52-Jährigen mit 87,4 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Horst Seehofer – einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Zielmarke verfehlt
Markus Söder erzielte mit 87, 4 Prozent der Stimmen zwar ein besseres Ergebnis als sein Amtsvorgänger Horst Seehofer bei seiner jüngsten Wiederwahl 2017. Er schnitt allerdings schwächer ab als Seehofer bei seiner ersten Wahl im Oktober 2008. Seehofer hatte damals 90,3 Prozent der Delegiertenstimmen auf sich vereint. Auch für Söder galt deshalb im Vorfeld ein Ergebnis von mindestens 90 Prozent als Zielmarke.
Söder wertete das Ergebnis trotz des Verfehlens dieser Marke als Erfolg. «Wir haben schwere Zeiten hinter uns und umso mehr freut mich jetzt euer Vertrauensvorschuss.» Er hatte als Ministerpräsident bei der Landtagswahl im Oktober die absolute Mehrheit verloren. Die Delegierten wählten Seehofer anschliessend fast einstimmig zum CSU-Ehrenvorsitzenden.
Damit hat Söder in weniger als einem Jahr zwei Führungsposten von Seehofer übernommen. Im März 2018 war er bereits zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten gewählt worden. Seehofer bleibt aber auch nach der Wahl Söders der Bundespolitik erhalten, seinen Posten als deutscher Innenminister will er behalten – trotz zwischenzeitlich anderslautender Aussagen.
Versöhnlicher Seehofer
Seehofer hatte nach zehn Jahren an der Parteispitze sein Amt als CSU-Chef niedergelegt. «Heute gebe ich das Amt des Parteivorsitzenden mit grosser Dankbarkeit und mit Stolz in die Hände meiner Partei zurück», sagte der 69-Jährige vor den Delegierten in seiner Abschiedsrede.
Seehofer gab sich dabei betont versöhnlich, einen kurzen Verweis auf die internen Machtkämpfe zu seinen Lasten in den vergangenen Jahren konnte er sich aber nicht verkneifen. «Ich bin froh darüber, dass ich Vieles hingenommen habe, geschluckt habe, nie darüber geredet habe», sagte Seehofer.
Moderner, jünger, weiblicher
Für die CSU geht es aber um weit mehr als nur um die Neuwahl des Parteichefs: Der Parteitag markiert mit der Verabschiedung entsprechender Leitanträge den Startpunkt in das Europawahljahr und läutet offiziell auch die strukturelle Erneuerung ein. Bis zum Herbst will die CSU die Parteireform abgeschlossen haben – sie will moderner, jünger, weiblicher und dynamischer werden. Eine Kommission unter Leitung von Generalsekretär Markus Blume soll dazu bis Oktober konkrete Vorschläge machen.
Sowohl im Bund als auch im Land hatte die CSU zuletzt schmerzhafte Wahlniederlagen verkraften müssen, bis hin zum Verlust der absoluten Mehrheit im bayerischen Landtag. Die schlechten Ergebnisse hatten am Ende Seehofers Rückhalt in der CSU so geschwächt, dass er auf Druck seiner Kritiker zuerst den Posten des Ministerpräsidenten und dann auch den Posten des Parteichefs abgab.