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Sorge vor Pleite Chinas Immobilienfirma Evergrande warnt vor Zahlungsausfall

  • Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat erneut davor gewarnt, dass er möglicherweise Schulden nicht mehr zurück bezahlen kann.
  • Evergrande hatte in den vergangenen Wochen mehrfach Zahlungsfristen nicht eingehalten, aber mit Verspätung dann doch noch fällige Rechnungen bezahlt.
  • Der Konzern hat insgesamt 300 Milliarden Dollar Schulden.
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Aus dem Archiv: China und das Evergrande-Debakel
Aus Börse vom 24.09.2021.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 11 Sekunden.

Erneut flammt bei Investoren die Furcht vor einer Pleite des hochverschuldeten chinesischen Baukonzerns Evergrande auf. Die Sorgen sind berechtigt: Denn der zweitgrösste Immobilienentwickler Chinas leidet akut unter einem gigantischen Berg Schulden.

China Evergrande steht wieder ganz weit oben auf der Agenda der Börsianer
Autor: Thomas Altmann Portfolio-Manager bei QC Partners

Am Montag brach die Aktie um 20 Prozent ein und erreichte ein Rekordtief von 1.82 Hongkong Dollar. Anleger fürchten, dass eine Insolvenz einen Flächenbrand auslöst und den ganzen chinesischen Finanzmarkt destabilisieren könnte. «China Evergrande steht wieder ganz weit oben auf der Agenda der Börsianer», sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Evergrande hisst die Weisse Flagge

Evergrande rief ein Risiko-Komitee zusammen, das den Konzern restrukturieren soll. Doch die Lage scheint ausweglos zu sein: Evergrande hatte bereits am Freitagabend eingeräumt, nicht genügend Mittel aufbringen zu können, um alle finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen. Das bedeute, dass Evergrande die Weisse Flagge hisse und um Hilfe bitte, sagte Analystin Conita Hung bei Tiger Faith Asset Management.

Ein Wohnhaus wird hier gebaut.
Legende: Hier in der chinesischen Provinz Jiangsu soll eine neue Wohnsiedlung gebaut werden. Verantwortlich dafür: Der Immobilienkonzern Evergrande. Reuters

Investoren warteten nun gespannt darauf, ob dieses Mal der tatsächliche Totalausfall komme, sagte Analyst Karl Clowry vom Broker Addleshaw Goddard in London. Evergrande hatte in den vergangenen Wochen mehrfach Zahlungsfristen für Anleihezinsen gerissen, aber kurz vor Ablauf einer 30-tägigen Galgenfrist alles gezahlt.

Keine Garantie für Rückzahlung

Am Montag endete eine solche Fristverlängerung und es wurden 82,5 Millionen Dollar Anleihezinsen fällig. Investoren hätten jedoch insgesamt 260 Millionen Dollar zurückverlangt und China Evergrande könne nicht dafür garantieren, den vollen Betrag zu zahlen, räumte der Konzern ein.

Die Regierung der Provinz Guangdong zitierten Evergrande-Verwaltungsratschef Hui Ka Yan zu sich und kündigte an, Regierungsbeamte zur Überprüfung des Risikomanagements in das Unternehmen zu schicken. Dieses solle künftige Risiken erkennen und aktuelle Probleme «beseitigen», erklärte Evergrande.

Chinas Notenbank versucht zu beschwichtigen

Die Zentralbank Chinas sah sich zu einer Beruhigung der Anleger genötigt. Die Probleme bei Evergrande seien individuell und würden nicht die Branche beeinflussen. Das Ansteckungsrisiko sei kontrollierbar. Analysten gingen davon aus, dass die konzertierten Bemühungen der Behörden ein Signal seien, dass Evergrande bereits in einen Schulden-Restrukturierungsprozess eingetreten sei.

Die Welt schaut gebannt nach China

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Das Einschalten der Regierung wird von Analysten kritisch beäugt.

Experten von Morgan Stanley erklärten, dass die Behörden versuchten sicherzustellen, dass aktuelle Projekte von Evergrande zu Ende gebracht würden und dass weiterhin finanzielle Mittel für Baumassnahmen zur Verfügung stünden. «Alles deutet darauf hin, dass sich die Börsianer auf eine Umstrukturierung der Schulden oder eine geordnete Abwicklung einstellen sollten», sagte Portfoliomanager Altmann. Die Regierung in Peking habe kein Interesse an einer ungeordneten Insolvenz.

Marktanalyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zeigte sich weniger zuversichtlich. «Auch wenn es der Regierung in Peking in den letzten beiden Jahrzehnten immer erstaunlich gut gelang, platzende Spekulationsblasen am Immobilienmarkt und deren Folgen ohne Ansteckungseffekte für die Weltwirtschaft zu verwalten, ist nicht gesagt, dass es auch dieses Mal gelingt.»

Ratingagenturen wie S&P und Fitch hatten ihre Bonitätsnoten für Evergrande in den vergangenen Wochen deutlich gesenkt, weil sie das Risiko eines Zahlungsausfalls von Anleihen als sehr hoch erachten.

Ein Zusammenbruch von Evergrande wäre die zweitgrösste Pleite eines Schwellenland-Unternehmens. Grösser war nur der Ausfall des venezolanischen Ölkonzerns Petróleos de Venezuela im Jahr 2017.

In China sind auch andere Immobilienkonzerne wie die Kaisa Group oder China Aoyuan in Finanznöten und können teilweise Anleihezinsen nicht bedienen.

SRF 4 News, 6.12.21, 18 Uhr ; 

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