Das Communiqué, mit dem der Königspalast vor einem Jahr, am 15. März und im Windschatten des Lockdowns, das Land überraschte, hatte es in sich: König Felipe erklärte darin, auf das finanzielle Erbe seines Vaters zu verzichten. Er strich ihm auch die jährliche Pension von 194'000 Euro.
Die Botschaft war klar: mit ihm an der Spitze amtet das Königshaus sauber. Zuvor hatten Medien Millionenzahlungen aus Saudi-Arabien auf ein Konto von Juan Carlos enthüllt und auch, dass Felipe Begünstigter von Offshore-Stiftungen des Vaters sei.
Juan Carlos, gegen den die Justiz in Spanien und in der Schweiz ermittelt, lebt inzwischen in Abu Dhabi. Auch diese Distanz sollte Felipe dabei helfen, das angeschlagene Image der Monarchie aufzubessern.
Ungelegen kam ihm daher kürzlich die Mitteilung von Juan Carlos, beim spanischen Fiskus seine Steuerschuld in Höhe von vier Millionen beglichen zu haben - dank Geld von Freunden. Spanien rieb sich die Augen, fragte, ob alles rechtens lief.
Sozialisten halten zu Felipe
Zudem hiess es, Juan Carlos würde gern an einer Segelregatta in Galizien teilnehmen. Dem Königshaus half auch nicht, dass Juan Carlos' Töchter sich in Abu Dhabi gegen Covid-19 impfen liessen, während Spanien mit langen Wartelisten kämpft.
Es ist der eindeutige Wille des Königshauses, eine Institution zu sein, die alle Spanier einbezieht, integriert und zusammenhält.
Ein gefundenes Fressen für die Anti-Monarchisten im Land, speziell in der Politik: Im Parlament verlangten Katalanen, linke Basken und die Linkspartei Podemos eine parlamentarische Untersuchungskommission zur jüngsten Steuerschuld-Begleichung. Doch dazu kam es dann trotzdem nicht.
Monarchie-treue Sozialisten blockierten das Unterfangen zusammen mit den Bürgerlichen. Premierminister Pedro Sánchez zeigte sich zwar empört über das Verhalten der Königsfamilie, betonte aber, dass König Felipe sich nichts zuschulden habe kommen lassen und an einer Monarchie arbeite, die ins 21. Jahrhundert passt.
Der König selber versprach kürzlich am Festakt zum 40. Jahrestag des Militärputschs, den sein Vater abgewendet hatte: «Es ist der eindeutige Wille des Königshauses, eine Institution zu sein, die alle Spanier einbezieht, integriert und zusammenhält.»
Juan Carlos' langer Schatten
Und was hält das angesprochene Volk selbst von der Monarchie? Das staatliche Umfrageinstitut CIS klammert ausgerechnet die Frage zur Beliebtheit des Königshauses seit fünf Jahren aus. Andere Institute kommen auf Zustimmungswerte von etwas über 50 Prozent.
Klar ist: Juan Carlos bleibt eine Belastung für die spanische Monarchie, eine Belastung auch für die in der Frage gespaltene linke Koalitionsregierung. Kommt hinzu, dass sich das spanische Königshaus nicht wie andere in Europa auf Kontinuität berufen kann.
In den letzten 200 Jahren musste immer mal wieder eine Königin, ein König, das Weite suchen. Es gab kurze Phasen der Republik, Bürgerkriege, Diktaturen. Zuletzt war es Franco, der die Monarchie wieder einführte. Vor diesem Hintergrund ist das Lobbying in eigener Sache nicht unbelastet. Auch nicht für den seriös arbeitenden, aber gänzlich glamour-freien König Felipe.