Was ist der Hintergrund? Dänemark war vor fünf Jahren in der gleichen Situation wie die Schweiz. Das Land kaufte neue Kampfjets und evaluierte praktisch dieselben Flugzeuge wie heute die Schweiz. Schliesslich entschied sich Dänemark für den F-35-Jet des US-Herstellers Lockheed Martin.
Die dänische Regierung hat im Verlauf dieses Jahres die gesamte Führung des Nachrichtendienstes ausgetauscht.
Nun berichten dänische Behörden und Medien von einem brisanten Verdacht: US-Geheimdienste sollen den dänischen Nachrichtendienst beeinflusst haben, sodass die Regierung sich für den amerikanischen Jet entschied.
Was ist dran am Spionageverdacht? «Es ist offensichtlich so viel dran, dass die dänische Regierung im Verlauf dieses Jahres die gesamte Führung des Nachrichtendienstes ausgetauscht hat und eine Untersuchungskommission eingesetzt hat», sagt SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. Diese Kommission soll den Vorwürfen nun nachgehen und Beweise finden.
Wie brisant ist dieser Fall? «Der Fall ist sehr brisant, denn er hängt damit zusammen, wie Dänemark und die USA in den letzten Jahren zusammengearbeitet haben», so Kaufmann. Das Ganze gehe zurück auf den amerikanischen Irak-Feldzug, dem sich Dänemark angeschlossen hatte.
2014 sei bekannt geworden, dass es ein Geheimabkommen zwischen Dänemark und den USA über die Überwachung des Internet- und Telefonverkehrs durch Dänemark gibt. Nach Angaben der dänischen Regierung ist darin eine Klausel, die besagt, dass dänische Quellen nicht angezapft werden sollen. «Jetzt zeigt sich, dass das trotzdem passiert ist.»
Was sind die Konsequenzen? Die grosse Frage sei nun, ob der dänische Geheimdienst die Interessen der USA höher gewichtet hat als die Interessen des dänischen Volkes. Dass ihr die Zusammenarbeit mit den Amerikanern wichtiger gewesen sei, ist denn auch die Kritik der Opposition an der sozialdemokratischen Minderheitenregierung. «Diese sagt natürlich nichts dazu im Moment. Aber es ist klar, dass die Amerikaner in diesen letzten vier, fünf Jahren ganz offensichtlich alle Quellen in Dänemark anzapfen konnten.»
Die schwedische Regierung sagte, dass man den Spionagevorwurf untersuchen wolle.
Das zeigen offenbar Whistleblower-Berichte, die der Überwachungsbehörde des dänischen Nachrichtendienstes zugespielt worden sind. Diese Überwachungsbehörde sei selbst wiederum von den USA überwacht worden.
Gibt es internationale Reaktionen? «Ja», sagt Kaufmann, «aber die sind noch verhalten». So gebe es zum Beispiel schon Reaktionen aus Schweden, weil Schweden mit dem Kampfjet Gripen auch bei der Evaluation mit dabei war. «Die schwedische Regierung sagte, dass man den Spionagevorwurf untersuchen wolle und man es sehr kritisch sehe, sollten solche Kanäle der Nachrichtendienste für wirtschaftliche Eigeninteressen ausgenützt werden.»