Fabio Fazio flimmert schon seit 40 Jahren in Italiens Stuben. Fazio interviewte schon als ganz junger, wuschelköpfiger Moderator Italiens grosse Diva Raffaella Carrà.
Später war er Gastgeber des Festivals von San Remo, und zu sehen ist er jeden Sonntagabend mit «Che tempo che fa», der populären Talkshow des italienischen Fernsehens. Doch ab Herbst ist Schluss, Fazios Vertrag wird nicht verlängert.
Alle Nicht-Rechten werden ausgetauscht
Auch ganz oben, in der Chefetage der Rai, stehen Zügelkisten parat. Der Verwaltungsratspräsident der Rai, Carlo Fuortes, verlässt das Unternehmen dieser Tage. Die Rechtsregierung unter Giorgia Meloni hat einen neuen Rai-Chef aus ihrem politischen Lager ernannt: Roberto Sergio.
Und so soll es nun treppab weitergehen: neue Chefs auf fast allen Etagen der RAI. Es werden jene Leute ausgetauscht, die wie Fabio Fazio als links oder zumindest nicht als rechtsstehend gelten.
Regierung drückt Rai ihren Stempel auf
Das allerdings ist nichts Neues. In Italien haben noch alle Regierungen, auch linke, der Rai ziemlich schnell mal ganz gehörig reingefunkt. Denn in Italien lesen nur wenige Leute Zeitung – das Fernsehen ist stark meinungsbildend. Darum war und ist die Rai ein Spielball der Römer Palazzi.
Und als Silvio Berlusconi das Land während vieler Jahre regierte, kontrollierte er in Personalunion gar die Rai und seine eigenen, privaten Sender.
Bisher war es aber stets so gewesen, dass die Regierung der Opposition zumindest einen der Rai-Sender überliess. In den langen Jahren der Regierung Berlusconi hatte die Linke mit Rai Tre stets eine Art Sprachrohr behalten. Ob dies nun so bleibt, ist fraglich. Mit Sicherheit wird man es erst wissen, wenn alle neuen Chefredaktorinnen und -redaktoren bekannt sind.
Wie immer protestiert die Opposition
Und wieder einmal wird der Ruf laut, die Rai aus den Fingern oder Fängen der Politik zu befreien. Dieser Ruf kommt allerdings immer nur von der Opposition, derzeit von den Cinque Stelle und den Sozialdemokraten. Doch die regierende Rechte wird auf ihre eben erst gewonnene Macht kaum verzichten wollen.
Als am Sonntag publik wurde, dass Fabio Fazio und auch andere die Rai verlassen, postete Lega-Chef Salvini den Satz: «Belli ciao». Bella Ciao ist eigentlich das Kampflied der Linken. Und mit genau diesem hat Salvini nun den Abgang nicht genehmer Moderatoren spöttisch unterlegt.