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Vladimir Putin zu Besuch in Belgrad
Aus Echo der Zeit vom 17.01.2019. Bild: Keystone
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Staatsbesuch in Belgrad «Vucic sonnt sich in Putins Beliebtheit»

Russlands Präsident wird mit allen Ehren in Serbien empfangen. Sein serbischer Amtskollege setzt auf dessen Ausstrahlung.

Darum geht es: Der russische Präsident Vladimir Putin ist zu einem Besuch in Serbien eingetroffen. Um ihm einen ehrenvollen Empfang zu bieten, hat Serbiens Präsident Aleksandar Vucic viel investiert. Es ist ein Staatsbesuch mit allen Ehren. Zehntausende Menschen aus ganz Serbien wurden nach Belgrad gefahren, um Putin jubelnd zu empfangen.

Putinfans in Belgrad
Legende: Russland ist der «grosse slawische Bruder», mit dem Serbien den orthodoxen Glauben teilt. Keystone

Das erhofft sich Vucic: «Dem serbischen Präsidenten geht es vor allem darum, innenpolitisch und in seiner Kosovo-Politik gestärkt zu werden», sagt SRF-Auslandredaktor und Balkankenner Christoph Wüthrich. Denn: Putin ist vor allem in nationalistischen Kreisen der serbischen Bevölkerung sehr beliebt.

Wenn Vucic bei dem grossen Empfang in Belgrad neben Putin steht, dann wird er in der Rolle als Kämpfer für die nationalen Interessen Serbiens gestärkt.
Autor: Christoph Wüthrich SRF-Auslandredaktor

«Wenn Vucic bei dem grossen Empfang in Belgrad neben Putin steht, dann sonnt er sich in dessen Beliebtheit und wird in der Rolle als Kämpfer für die nationalen Interessen Serbiens gestärkt.» Das kommt Vucic entgegen, denn zurzeit demonstrieren in Belgrad jede Woche Tausende, wenn nicht gar Zehntausende gegen die autoritären Tendenzen des Präsidenten.

Davon profitiert Putin: Für Putin ist der Besuch in Belgrad eine Gelegenheit, dem Westen die Stirn zu bieten. Er präsentiert den Ländern auf dem Balkan eine Alternative zur EU. «In Putins Welt stört sich niemand an Korruption oder an Gerichten, die nach der Pfeife einer Regierungspartei tanzen», so Wüthrich.

Auch rufe niemand nach mehr Medienfreiheit. Für Vucic ist das sehr attraktiv: Einerseits spricht er mit der EU über einen Beitritt und erhält von ihr grosszügig Unterstützung. Andererseits sagt er: «Wenn ihr mich zu mehr Rechtsstaat und Medienfreiheit zwingen wollt, kann ich auch den russischen Weg gehen.»

Russlands Einfluss: Wirtschaftlich ist Russland keine Alternative zur EU. Es verschenkt nicht grosszügig Milliardenbeträge und investiert auch weniger auf dem Balkan. Am meisten Einfluss hat das Land dadurch, dass es der wichtigste Öl- und Gaslieferant ist. Die USA halten aber mit neuen Flüssiggasprojekten entgegen. Insofern sei Russlands Einfluss zwar ein Problem, aber dieser werde auch überschätzt, so Wüthrich.

Putin weiss, dass es nicht möglich ist, den Balkan zu beherrschen.
Autor: Christoph Wüthrich SRF-Auslandredaktor

Machtpolitisch zielt Russland nicht darauf ab, den Balkan zu beherrschen. «Putin ist Realist und weiss, dass das nicht möglich ist», so der Auslandredaktor. Putin geht es darum, eine Nato-Erweiterung zu verhindern.

Putins Taktik: Putin setzt auf dem Balkan auf eine Politik des Spielverderbers und Störenfrieds. Im Fall von Bosnien-Herzegowina unterstützt Russland die Nationalisten, die das Land beschlussunfähig gemacht haben und den Weg in die EU und die Nato blockieren. Diese «Störenfriedpolitik» hat laut Wüthrich Folgen.

Es schürt die ständige Angst in der Bevölkerung, dass man in die Gewalt der 90er-Jahre zurückfallen könnte.
Autor: Christoph Wüthrich SRF-Auslandredaktor

Denn dass Russland autoritäre Machthaber und aggressive nationalistische Tendenzen unterstützt, trage zur Instabilität der Region bei. «Und es schürt die ständige Angst in der Bevölkerung, dass man in die Gewalt der 90er-Jahre zurückfallen könnte.» Diese Angst ist mit ein Grund, wieso die Wirtschaft auf dem Balkan nicht vom Fleck kommt, und wieso jedes Jahr Zehntausende aus den verschiedenen Ländern auswandern – gerade die gut Ausgebildeten.

Russischer Einfluss in anderen Balkanländern: Russland ist es nicht gelungen, Montenegros Nato-Beitritt zu verhindern. Und in Mazedonien sieht man gerade, dass die russische Politik zu scheitern droht. Denn wenn Griechenland dem Abkommen mit Mazedonien zustimmt und Mazedonien seinen Namen in Nordmazedonien ändert, ist der Weg des Landes in die EU und in die Nato frei.

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