- In Genua haben tausende Menschen bei einer staatlichen Trauerfeier Abschied von den Opfern des Brückeneinsturzes genommen.
- Einige Angehörige der Opfer blieben dem Gottesdienst allerdings demonstrativ fern und hielten ihre eigene Trauerfeier ab.
- Der Betreiber Autostrade per l'Italia hat der Stadt Genua unterdessen 500 Millionen Euro für Wiederaufbau und Hilfszahlungen zugesagt.
Mehrere tausend Einwohner von Genua kamen zu der Zeremonie für die Toten, auch die Spieler der beiden grossen Fussballclubs von Genua erschienen zur Trauerfeier. Staatspräsident Sergio Mattarella kondolierte den Familien der Opfer persönlich.
Als die an den Rettungsarbeiten beteiligten Feuerwehrleute kurz vor Beginn der Trauerfeier in die Messehalle kamen, brandete Applaus auf. Die Rettungskräfte, die in den letzten Tagen in den Trümmern des Polcevera-Viadukts nach Überlebenden gesucht haben, sind die Helden der Stadt.
In der Halle standen 18 Särge aufgebahrt, darunter ein kleiner weisser mit der Leiche des jüngsten Opfers. Immer wieder gab es auch Applaus, als Besucher auf Leinwänden die Särge der Opfer sahen.
Herzlicher Empfang für den Innenminister
«Auf Genua schaut derzeit die ganze Welt, in einer grossen Umarmung aus Emotionen, Zuneigung und Erwartung», sagt Genuas Erzbischof, Kardinal Angelo Bagnasco. Jedes menschliche Wort, so aufrichtig es auch sei, verblasse vor dieser Tragödie. «Der Einsturz der Morandi-Brücke hat Genua mitten ins Herz getroffen. Der Schmerz sitzt tief», sagte Bagnasco in seiner Predigt. Keine Rechtsprechung könne das Verlorene zurückgeben.
Auch wenn die Trauerfeier allen Opfern galt, nahmen einige Angehörige von Opfern aus Protest gegen die Regierung nicht an der Zeremonie teil.
Trotz der Kritik an den Politikern erhielten Matteo Salvini, Italiens Innenminister und Chef der rechten Lega-Partei, sowie Vize-Regierungschef Luigi di Maio kräftigen Applaus, als sie eintrafen. Die Trauerfeier blieb aber unpolitisch.
Nationaler Trauertag
Landesweit gilt am heutigen Samstag Staatstrauer. Vor öffentlichen Gebäuden weht die Fahne auf halbmast. Bei den Fussballspielen des Wochenendes tragen die Spieler schwarze Armbinden und legen eine Schweigeminute ein. Die Partien der beiden genuesischen Teams, Sampdoria und Genua, wurden verschoben.
Als Zeichen der Anteilnahme hat es an allen Flughäfen des Landes um 11.30 Uhr eine Schweigeminute geben. Zwischen 22.00 und 23.00 Uhr gehen in Rom am Kolosseum ebenso wie am Trevi-Brunnen und dem Rathaus auf dem Kapitol die Lichter aus, die diese historischen Bauwerke in Rom gewöhnlich nachts beleuchten.
Solidarität über Italien hinaus
Die EU-Kommission lässt als Zeichen der Solidarität mit Italien vor ihren Gebäuden halbmast flaggen. Auch im Fürstentum Monaco wird halbmast geflaggt. Dessen Herrscherfamilie Grimaldi hat ihre Wurzeln in Genua.