- Der vom proserbischen Lager unterstützte Ökonom Jakov Milatovic hat die Präsidentenwahl in Montenegro gewonnen.
- Nach mehr als 30 Jahren an der Macht ist somit Milo Djukanovic abgewählt worden.
Mit der Niederlage bei der Präsidentenwahl verliert der bisherige Präsident Djukanovic, der mehr als drei Jahrzehnte die Politik des Landes bestimmt hatte, die letzte Machtposition. Bereits vor mehr als zwei Jahren war die Präsidentenpartei DPS bei der Parlamentswahl einer Koalition aus proserbischen und Reformparteien unterlegen.
Der Langzeitregent gegen den jungen Aufsteiger
Noch im ersten Wahlgang hatte Djukanovic 35.4 Prozent der Stimmen erhalten, Milatovic bekam 28.9 Prozent. Weil kein Kandidat auf 50 Prozent der Stimmen kam, wurde ein weiteres Mal gewählt.
Der 61-jährige Milo Djukanovic hat die Politik in Montenegro seit 33 Jahren als Präsident oder Ministerpräsident dominiert. Er führte das Land 2006 in die Unabhängigkeit vom Nachfolgestaat Jugoslawiens und 2017 in die Nato. Seine Gegner werfen ihm und seiner Mitte-Links-Partei DPS Korruption sowie Verbindungen zur organisierten Kriminalität vor.
Sein 37-jähriger Herausforderer Jakov Milatovic hat sich den Kampf gegen Korruption auf die Fahne geschrieben. Der Oxford-Absolvent wechselte vor drei Jahren von der Europäischen Entwicklungsbank (EBRD) in Bukarest als Parteiloser ins Kabinett des damaligen Premiers Zdravko Krivokapic. Er will die Verbindungen des kleinen Adrialandes sowohl zur EU als auch zum Nachbarland Serbien stärken.
Ein gespaltener Zwergstaat
Montenegro steckt seit längerem in einer politischen Krise. Wiederholt kam es zu Misstrauensvoten und Auseinandersetzungen zwischen dem Präsidenten und den Abgeordneten. Erst Mitte März löste Djukanovic das Parlament auf und setzte vorgezogene Parlamentswahlen für den 11. Juni an.
Das kleine Land ist weitgehend von Tourismuseinnahmen abhängig. Montenegro mit seinen rund 620'000 Einwohnerinnen und Einwohnern gehört zu den sechs Westbalkanstaaten, die in die EU streben. Die Bevölkerung ist gespalten: Während sich die Mitglieder einer Bevölkerungsgruppe als Montenegriner betrachten, sehen sich andere als Serben.
Obwohl das Präsidentenamt weitgehend zeremoniell ist, könnte die Wahl der Partei des Siegers Auftrieb für die Parlamentswahl geben.