Was ist passiert? Der frühere US-Präsident Donald Trump befürchtet eine weitere Anklage. Es könnte die folgenschwerste mit Blick auf seine Ambitionen sein, 2025 erneut ins Weisse Haus einzuziehen. Trump wurde nach eigenen Angaben am Sonntag benachrichtigt, dass er Ziel von Ermittlungen zur Erstürmung des Sitzes des US-Parlaments am 6. Januar 2021 sei.
Steht eine Anklage unmittelbar bevor? Sonderermittler Jack Smith prüft seit Monaten, ob es genügend Beweise gibt, um in diesem Fall strafrechtliche Schritte gegen Trump einzuleiten. Der Ex-Präsident selbst teilte mit, in einem Schreiben sei er am Sonntag dazu aufgefordert worden, sich binnen vier Tagen bei dem Geschworenengremium, das am Ende über eine Anklage entscheidet, zu melden. Er habe aber nicht vor, dieser Aufforderung nachzukommen, berichteten Medien unter Berufung auf Trumps Anwälte. Das Schreiben bedeutet aber nicht, dass es am Ende tatsächlich auch zu einer Anklage kommt.
Um welche Straftaten könnte es sich handeln? Das «Wall Street Journal» und die «New York Times» berichten unter Berufung auf mit dem Schreiben vertraute Personen, dass darin verschiedene mögliche Straftatbestände aufgeführt werden. Demnach könnten Trump Verschwörung gegen die US-Regierung und der vorsätzliche Entzug von Rechten, die durch die Verfassung geschützt sind, zur Last gelegt werden.
Könnte Trump trotz Anklage erneut zur Wahl antreten? Die Rechtslage würde Trump nicht daran hindern, auch als verurteilter Straftäter bei der Präsidentenwahl 2024 anzutreten, wie Rechtsexperten immer wieder betonen. Mit Blick auf den Ausschluss von politischen Ämtern könnte die Anklage aber die bislang folgenschwerste sein. Zumindest dann, wenn Trump auch wegen des seltenen Straftatbestands des Aufruhrs angeklagt und verurteilt wird. Laut Verfassung sind all jene von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen, die sich an einem Aufstand gegen die Regierung beteiligt haben. Der Straftatbestand ist dem US-Gesetz zufolge erfüllt, wenn jemand zum Aufstand gegen die Autorität des Staates oder der Gesetze anstiftet oder sich daran beteiligt.
Ein Untersuchungsausschuss im Kongress hatte Trump im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol gleich mehrere Vergehen vorgeworfen – unter anderem, dass er die Menge zum Aufruhr angestiftet haben soll. Der Ausschuss hatte dem Justizministerium eine Anklage empfohlen, dies ist aber rechtlich nicht bindend. Ein Verfahren gegen Trump könnte sich lange hinziehen. Im Ansatz macht dies derzeit schon die Geheimdokumente-Affäre deutlich. Trumps Anwälte spielen auf Zeit, auch wegen der Präsidentenwahl.
Welche Konsequenzen muss Trump bei einer Verurteilung befürchten? Dann droht dem Republikaner eine mehrjährige Haftstrafe. Wie weitreichend die Folgen für seine politische Zukunft wären, hängt auch vom Zeitpunkt einer möglichen Verurteilung ab. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass er das Amt des US-Präsidenten auch im Falle einer Verurteilung noch mal ausübt. Einen Präsidenten, der hinter Gittern sitzt, hat es in der US-Geschichte allerdings noch nicht gegeben – hier dürfte es zumindest praktische Hürden geben.
Könnte Trump sich im Fall einer Wiederwahl selbst begnadigen? Im Falle einer Verurteilung und eines Wahlsiegs 2024 könnte Trump sich selbst begnadigen. Sind Prozesse gegen ihn noch im Gange, könnte er als Präsident veranlassen, dass die Anklage gegen ihn fallen gelassen wird.