«Willkommen in der nuklearen Zone», sagt unser Fahrer Kyle. Er hatte uns vom Flugfeld im Süden der Bahamas-Insel Abaco hinauf ins Katastrophengebiet gefahren. Es ist ruhig hier im Zentrum von Marsh Harbour. Nur ganz wenige Menschen sind zwischen den Trümmern unterwegs. Sie wirken wie Geister. Ob wir Wasser hätten, fragen sie uns. Ihre Stadt gibt es nicht mehr.
Patricia Ferdinand kletterte auf den Dachstock ihres Hauses, als der Hurrikan wütete. Unter ihr war das Haus überflutet. Ein Monster sei «Dorian» gewesen, schlimmer als jeder Sturm zuvor. Ihr Vater kam in den Wassermassen ums Leben. Und bei der Kirche gleich gegenüber seien schon siebzehn Leichen geborgen worden, sagt sie. Viele Menschen wollten sich dort in Sicherheit bringen, doch dann drückte der Sturm die Wände ein.
Was wird aus dieser Stadt? Wird sie wiederaufgebaut? Es wäre eine Herkulesaufgabe. Die Infrastruktur ist zerstört.
Zum Beispiel das «Auskell Medical Center». Hier wurden noch vor ein paar Tagen Patienten operiert. Jetzt liegt alles in Trümmern. Genauso wie die Schulen, Läden, Wohnhäuser – fast alles in Marsh Harbour ist weg.
Der Geruch der Verwesung liegt in der Luft. Ganze Viertel sind platt. Unmöglich abzuschätzen, wie viele Menschen hier noch begraben sind. Die tiefen Zahlen der Behörden glaubt hier niemand. Die Bahamas hätten sich Tausende Leichensäcke liefern lassen, erzählt man uns. Wir wissen nicht, ob es stimmt. Aber es scheint plausibel.
Wir wollen weg, so wie viele Anwohner auch. Es gibt nichts mehr zu essen und zu trinken hier. Und wohl auch keine Zukunft. Celeikah Mills und ihre Familie warten seit zwei Tagen in brütender Hitze auf einem Flugfeld im Süden der Insel. Geld für ein Flugticket haben sie nicht, doch ein Casino-Betreiber hat mehrere Kleinflugzeuge für die Flüchtlinge gechartert.
Jedes Mal wenn eines der Flugzeuge landet, entsteht Hektik. Jeder will sich einen Platz ergattern. Egal wohin. Hauptsache weg aus dem Chaos, weg aus der ausradierten Stadt.