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Südafrika in der Krise «Die Staatskonzerne sind in einem fürchterlichen Zustand»

Südafrika befindet sich in einer tiefen Wirtschaftskrise. Nach dem jahrelangen ökonomischen Niedergang unter Jacob Zuma leidet das Land unter einer Arbeitslosenrate von fast 30 Prozent und wachsender Kriminalität. Der amtierende Präsident Cyril Ramaposa scheint den Ernst der Lage jetzt erkannt zu haben. Er kündigte am Donnerstag in einer Rede eine Wende an. Journalist Johannes Dieterich lebt in Südafrika. Er sagt, es werde lange dauern, bis sich die Lage bessere.

Johannes Dieterich

Journalist

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Johannes Dieterich lebt seit Jahren in Südafrika. Er ist freier Journalist und berichtet seit bald 30 Jahren für diverse Zeitungen – unter anderem auch für den «Tagesanzeiger» und den «Bund» – aus Südafrika und vom afrikanischen Kontinent.

SRF News: Wie spüren Sie die Wirtschaftskrise im Alltag?

Johannes Dieterich: Ich kriege das nicht so sehr mit, weil ich aus Europa bezahlt werde. Aber meine Frau hat eine kleine Internetfirma und arbeitet vor allem mit kleinen Familienbetrieben mit ein, zwei Beschäftigten. Sie sagt, diese würden links und rechts wegsterben wie die Fliegen. Das ist für ein Land wie Südafrika besonders schlimm, denn ein Entwicklungsland lebt von kleinen Unternehmen. Wenn diese verschwinden, sieht es wirklich sehr schlecht aus.

Ramaphosa verspricht nun eine Wende. Wie will er diese erreichen?

Das Wichtigste sind die Staatskonzerne. Dazu gehören zum Beispiel der Stromkonzern Eskom, die Fluggesellschaft SAA oder auch Transnet, die Eisenbahngesellschaft. Die sind in einem ganz fürchterlichen Zustand.

Die SAA muss entweder profitabel oder verkauft und privatisiert werden.

Eskom hat 600 Milliarden Rand Schulden, das sind umgerechnet etwa 40 Milliarden Franken. Jetzt soll zum Beispiel die Fluggesellschaft SAA umstrukturiert werden. Dabei werden sicher Leute entlassen. Das stösst in Südafrika auf grosse Kritik. Aber die SAA hat Milliardenschulden. Sie muss entweder profitabel oder verkauft und privatisiert werden. Das kann dauern.

Es gibt Stromengpässe. Zurzeit setzt Südafrika stark auf Kohle. Wie kann sich das Land aus der Abhängigkeit vom Monopolisten Eskom lösen?

Gestern hat Ramaphosa in seiner Regierungserklärung, die er jeweils Anfang des Jahres abgibt, sehr interessante Vorschläge gemacht, die bisher so nicht auf dem Papier standen. Zum Beispiel, dass das Monopol von Eskom wegfallen soll. Das heisst, dass andere Firmen selber Strom herstellen können. Das kann Solarstrom sein, aber auch Kohlestrom oder was auch immer.

Städte müssten dann nicht mehr Strom von Eskom kaufen, sondern könnten sich in Zukunft auch von anderen Firmen beliefern lassen. Das wird dem Solarstrom, den Eskom bisher stets vernachlässigt hat, sicherlich grossen Auftrieb geben. Über 90 Prozent des Stroms wird hier aus Kohle hergestellt. Das wird sich jetzt ändern. Wie schnell, ist eine andere Frage.

Die Regierung hat beunruhigende Zahlen präsentiert. Die Verschuldung ist hoch und das Wirtschaftswachstum bei nur 0.5 Prozent. Die Weltbank sagt, 6 Prozent wären nötig. Muss Südafrika bald beim IWF anklopfen?

Ja, das könnte durchaus sein. Das will die Regierung natürlich unter allen Umständen vermeiden, weil sie die Souveränität verlieren würde. Nächsten Monat wird die Rating-Agentur Moody's entscheiden, ob sie Südafrika weiter in der Investitionskategorie lassen wird, oder ob sie das Land abwertet.

Südafrika kann nur beten, dass Moody's die Abwertung herauszögert.

Das würde bedeuten, dass alle drei grossen Rating-Institute Südafrika nicht mehr in der Kategorie hätten, in der das Investieren empfohlen wird. Kommt es dazu, wäre das ein schwerer Schlag und es würde sehr viel Geld aus dem Land fliessen. Südafrika kann nur beten, dass Moody's das herauszögert. Moody's war Südafrika bisher immer sehr wohlgesonnenen. Jetzt wird es eng.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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