Was ist die Geschichte von Wagner? Die Gruppe Wagner gilt als brutal, skrupellos und ist unter dem Namen «Putins Schattenarmee» bekannt. Gegründet wurde sie von dem ehemaligen Leutnant der russischen Streitkräfte, Dmitri Utkin. Dieser gab der Gruppe den Namen Wagner, nach dem Komponisten Richard Wagner. Utkin gilt als Bewunderer von Adolf Hitler und dem Dritten Reich.
2014 spielte sie bei den Separatisten-Kämpfen in der ukrainischen Region Donbass erstmals eine Schlüsselrolle. Heute ist Jewgeni Prigoschin Kopf der Gruppe. Der gelernte Koch bekannte sich erst seit knapp einem Jahr öffentlich zur Gruppe Wagner, ist gemäss eigenen Aussagen jedoch ein Gründungsmitglied.
Ist Wagner nur in der Ukraine aktiv? Laut einer Analyse der Denkfabrik «CSIS» sind oder waren die Soldaten von Wagner in weltweit über 25 Länder aktiv. Dabei unterstützen und ergänzen sie oft offizielle russische Militäreinsätze. Das Ziel des Kremls ist, die sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit anderen Ländern zu fördern und den Einfluss von Russland zu verstärken. Dabei setzen sie gezielt, jedoch inoffiziell, die Gruppe Wagner ein.
Was ist die Rolle Wagners in der Welt? In Syrien beispielsweise beteiligte sich Russland mit Kämpfern von Wagner an vorderster Front am Kriegsgeschehen. An der Seite von Assad, dessen Verbündeter Russland ist, bekämpften diese die Oppositions- und Rebellengruppen. Zwischenzeitlich sollen rund 5000 Wagner-Soldaten im Einsatz gewesen sein. Der Kreml stritt die Beteiligung der Privatarmee in Syrien ab.
Grösse, Anzahl der Soldaten und Aufgabe unterscheiden sich je nach Einsatz. So ging es in der Zentralafrikanischen Republik 2018 bei einem Wagner-Einsatz um Waffenlieferungen, 2019 in Venezuela um die Sicherheit des venezolanischen Präsidenten und in Mali unterstützen sie die Militärjunta.
Weshalb ist Wagner wichtig für Russland? Eigentlich ist die russische Armee den ukrainischen Streitkräften überlegen. Dennoch habe die Wagner-Gruppe «durchaus wichtige Funktionen für Russland» erfüllt, sagt ETH-Militäranalyst Niklas Masuhr. Teile des Personals seien qualifiziert und teils auf einer Stufe mit russischen Spezial- und Interventionskräften. Und: «Wagner war insbesondere in den Monaten vor den ukrainischen Gegenoffensiven wertvoll, indem es ein russisches offensives Momentum aufrechterhalten hat», führt Masuhr aus. Konkret sei dies in Bachmut geworden, wo Wagner in Wellen Häftlingstruppen eingesetzt hatte, um den Druck auf die Ukraine aufrechtzuerhalten.
Konnte Russland dank Wagner breiter rekrutieren? Zudem hat Wagner dem Kreml gemäss Masuhr die Möglichkeit gegeben, «an den Rändern» zu mobilisieren, etwa mit Prigoschins «Häftlingprojekt» im vergangenen Jahr, als der Wagner-Chef Verurteilte rekrutiert hatte. Will heissen: «Der Einsatz dieser Paramilitärs war vergleichbar mit der Ausweitung der Altersklammer für Rekruten, eine Massnahme, mit der die Personaldecke aufgestockt werden konnte, ohne politisch komplizierte Mobilisierung durchzuführen.» Nicht vernachlässigt werden darf auch der Fakt, dass Wagner über ein «weites Spektrum von Waffensystemen, inklusive Kampfpanzern, Luftabwehrsystemen und Kampfflugzeuge sowie Kampfhubschrauber verfügt», so Masuhr.