Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Mobilmachung von Reservisten für den Krieg in der Ukraine angeordnet. Der Westen reagiert mit scharfer Kritik.
Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Anordnung einer Teil-Mobilmachung in Russland als «Akt der Verzweiflung» bezeichnet. «Russland kann diesen verbrecherischen Krieg nicht gewinnen», sagte Scholz in New York am Rande der UNO-Vollversammlung. «Mit den jüngsten Entscheidungen macht Putin und Russland das alles nur noch viel schlimmer.»
Die Ukraine reagiert zynisch: «Läuft immer noch alles nach Plan oder doch nicht?», fragte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak auf Twitter.
Der für «drei Tage» geplante Krieg dauere bereits 210 Tage. Die Russen, welche die Zerstörung der Ukraine forderten, hätten nun eine Mobilmachung, geschlossene Grenzen, blockierte Konten und Gefängnisstrafen für Deserteure erhalten. «Das Leben hat einen wunderbaren Sinn für Humor», schloss Podoljak.
Atomdrohung Putins inakzeptabel
Die EU-Kommission wirft Putin ein sehr gefährliches Nuklear-Spiel vor. «Putin nutzt das nukleare Element als Teil seines Terrorarsenals, das ist nicht hinnehmbar», sagte ein Sprecher. Die von der Regierung in Moskau unterstützten «falschen, illegalen Referenden» in den besetzten ukrainischen Regionen würden nicht anerkannt werden.
Auch Papst Franziskus hat Russlands Drohungen mit Atomwaffen scharf verurteilt. Es sei «Wahnsinn», dass «in diesem tragischen Krieg manche an Nuklearwaffen denken», wie er bei der Generalaudienz am Mittwoch sagte.
Die US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, schreibt auf Twitter, dass Scheinreferenden und Mobilmachungen Zeichen der Schwäche und des «russischen Versagens» seien. «Die USA werden den Anspruch Russlands auf angeblich annektiertes ukrainisches Gebiet niemals anerkennen, und wir werden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite stehen.»
Eine weitere Eskalation
In Tschechien schrieb Regierungschef Petr Fiala auf Twitter: «Die Teil-Mobilmachung ist ein Versuch, den Krieg gegen die Ukraine weiter zu eskalieren. Und ist ein Beweis dafür, dass Russland der alleinige Aggressor ist.» Es sei notwendig, der Ukraine zu helfen, auch im eigenen Interesse.
Auch der Verteidigungsminister Grossbritanniens, Ben Wallace, sagte: «Noch so viele Drohungen und noch so viel Propaganda können die Tatsache nicht verhehlen, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt, die internationale Gemeinschaft geeint ist und Russland weltweit zu einem Geächteten werden wird.»
Polen: Russland will Ukraine zerstören
Aus Polen waren schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Moskau zu vernehmen: Russland werde versuchen, die Ukraine zu zerstören und ihre Grenzen zu ändern, sagt der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki. «Wir werden gemeinsam mit unseren Verbündeten alles tun, damit die Nato die Ukraine noch stärker unterstützt, damit sie sich selbst verteidigen kann.»
Finnland beobachtet und überwacht die Situation im Nachbarland genau, wie Verteidigungsminister Antti Kaikkonen sagt: «Was die Umgebung Finnlands betrifft, so ist die militärische Lage stabil und ruhig». Die Verteidigungskräfte seien gut vorbereitet.