Was ist passiert? Bei einem Angriff am Freitagabend auf die Veranstaltungshalle «Crocus City Hall» in der Stadt Krasnogorsk bei Moskau haben Bewaffnete mindestens 139 Menschen getötet. Über 180 wurden verletzt. Unter den Verletzten sind demnach auch fünf Kinder. Die Männer in Tarnkleidung stürmten die Halle kurz vor Beginn eines Konzerts und eröffneten das Feuer auf die Menge. Es soll auch zu zwei Explosionen gekommen sein. Das Dach des Gebäudekomplexes fing Feuer, Teile davon sind eingestürzt.
Was ist mit den Verdächtigen geschehen? Die vier mutmasslichen Attentäter sind am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt worden. Gezeichnet von Gesichtsverletzungen wurden sie vor ein Gericht in Moskau gebracht. Zuvor waren Videoaufnahmen im Netz verbreitet worden, die zeigen sollen, dass die Männer gefoltert wurden. Ob die Aufnahmen authentisch sind, liess sich nicht unabhängig überprüfen. Auf die Frage eines Journalisten, ob die Männer misshandelt worden seien, wollte Kremlsprecher Dmitri Peskow nicht antworten. Nach dem Anschlag gab es insgesamt elf Festnahmen. Die vier vorgeführten Verdächtigen gelten als die eigentlichen Todesschützen. Sie seien Tadschiken.
Russische Menschenrechtler prangern Folter an
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Menschenrechtler haben die mutmassliche Folter der Tatverdächtigen durch russische Sicherheitskräfte verurteilt. «Die Antwort auf Barbarei darf nicht Barbarei sein», teilte die russische Vereinigung «Komanda protiw pytok» (deutsch: Team gegen Folter) am Montag mit.
Gewalt und Schikane wirkten sich zudem äusserst negativ auf die Ermittlungen aus, betonten die Aktivisten: «Wir haben immer gesagt und werden immer sagen, dass der Wert von Beweisen, die Sicherheitskräfte durch Folter erreichen, kritisch niedrig ist. Anstelle der Wahrheit sagt ein Mensch meist das, was diese Folter stoppen oder zumindest unterbrechen kann.» Erzwungene Geständnisse könnten die Ermittlungen in eine ganz falsche Richtung führen.
Das Quälen von Häftlingen erhöhe auch die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft, führten die russischen Menschenrechtler aus. In Russland, wo Repressionen, insbesondere seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren, stetig zunehmen, wird der Organisation zufolge immer wieder gefoltert – meist jedoch hinter verschlossenen Türen.
«Dieses Mal wurden wir nicht nur Zeugen eines monströsen Terroranschlags, sondern auch öffentlicher Folter. Das ist eine Methode, um Menschen durch Angst zu lähmen und die gesamte Gesellschaft zu indirekten Gewaltopfern zu machen.»
Was wird den Verdächtigen vorgeworfen? Die vier Männer sollen als Angreifer am Terroranschlag am Freitag beteiligt gewesen sein. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtet, droht ihnen eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Untersuchungshaft wurde bis zum 22. Mai festgesetzt und kann bis zum Beginn des Gerichtsverfahrens verlängert werden, dessen Datum noch nicht festgelegt wurde. Drei von ihnen hätten sich schuldig erklärt.
Wie geht es den Opfern? Von den über 180 Verletzten seien mehr als 50 bereits in häusliche Pflege entlassen worden, teilte Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa am Montag mit. 93 Menschen, unter ihnen fünf Kinder, würden noch stationär behandelt. Ihre Verletzungen seien unterschiedlich schwer. Die Aufräumarbeiten in der zerstörten Halle sowie die Suche nach weiteren Opfern sollen heute Dienstag abgeschlossen werden.
Identifizierung der Opfer geht weiter – viele Blutspenden
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Forensiker setzten unterdessen die Identifizierung der Opfer fort. Bis Samstagabend seien bereits 50 Opfer identifiziert worden, teilte Gouverneur Andrej Worobjow mit. Viele Menschen in der Konzerthalle seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, hiess es. Knapp 4000 Menschen spendeten bis Sonntagabend Blut, um die ärztliche Behandlung der Verletzten zu erleichtern.
In der Nacht auf Sonntag räumten schwere Maschinen Schutt von dem Gelände der Crocus City Hall. Es wurde befürchtet, dass weitere Opfer noch unter den Trümmern der schwer beschädigten Konzerthalle gefunden werden könnten. Dies war jedoch zunächst nicht der Fall. Die Aufräum- und Bergungsarbeiten sollten nach Behördenangaben mindestens bis Sonntagabend andauern.
Wie reagiert die internationale Gemeinschaft? Das Schweizer Aussendepartement hat bestürzt reagiert. Die Schweiz sei «entsetzt» über den Anschlag.
Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte den Anschlag und forderte eine Aufklärung. Auch die EU zeigte sich schockiert. Ebenso äusserte sich der Vertreter des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, zu den «furchtbaren Bildern» aus Moskau. Auch die Nato reagierte bestürzt, «nichts kann solche abscheulichen Verbrechen rechtfertigen», erklärte eine Sprecherin.
Wer steckt hinter der Tat? Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hat sich in einer Mitteilung auf Telegram zur Tat bekannt. Der IS hat am späten Samstagabend ein Video vom Anschlag auf Telegram veröffentlicht. Es soll von Kameras der Attentäter stammen. Im Video sind mehrere Personen zu sehen, die mit Maschinengewehren durch das Foyer der Konzerthalle bei Moskau gehen. Die US-Behörden hatten kürzlich vor dem Szenario eines solchen Terroranschlags in Russland gewarnt.
Putin sieht hinter der IS die Ukraine als Drahtzieher
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Drei Tage nach dem Anschlag auf ein Konzert nahe Moskau hat Russlands Präsident Wladimir Putin radikale Islamisten als Täter genannt. Der Angriff passe in eine Serie ukrainischer Einschüchterungsversuche, sagte Putin am Montagabend allerdings weiter. «Diese Gräueltat ist möglicherweise nur ein Glied in einer ganzen Reihe von Versuchen derjenigen, die sich seit 2014 durch die Handlungen des neonazistischen Kiewer Regimes im Krieg mit unserem Land befinden.» Die Planer des Angriffs hätten gehofft, Panik und Zwietracht in der russischen Gesellschaft zu säen.
Bereits am Wochenende hatte der russische Präsident Wladimir Putin eine Verbindung zur Ukraine gezogen. Auf den sogenannten Islamischen Staat (IS) ist er dagegen öffentlich nicht eingegangen, obwohl die Gruppe den Anschlag rasch für sich reklamierte und inzwischen auch Videomaterial veröffentlicht hat, das nach ihren Angaben während des Angriffs entstand. Die Ukraine hat jegliche Verwicklung zurückgewiesen. Präsident Selenski warf Putin vor, er versuche von eigenem Versagen abzulenken, indem er die Ukraine ins Spiel bringe.
Wie will Russland nun vorgehen? Die Chefin des Föderationsrats, Valentina Matwijenko, drohte auf Telegram den Drahtziehern des Anschlags mit Vergeltung. «Diejenigen, die hinter diesem fürchterlichen Verbrechen stehen, werden die verdiente und unausweichliche Strafe dafür erhalten.» Der Staat werde alles tun, um den Hinterbliebenen zu helfen.
Audio
Vier Tatverdächtige im Anschlag in Moskau wurden vorgeführt
01:29 min, aus Nachrichten vom 25.03.2024.
Bild: Reuters/Yulia Morozova
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