Ursprünglich war die Mission der Afrikanischen Union in Somalia, kurz Amisom, nur für ein paar Monate vorgesehen gewesen. Daraus sind 15 Jahre geworden. Aus den damals 8000 Soldaten, wurden zwischenzeitlich 22'000, die Mission verschlang mehr als zwei Milliarden Euro. Das Ziel blieb das gleiche: Somalia von der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab zu befreien, die bis heute weite Teile des Landes beherrscht.
Amisom habe in der Anfangszeit durchaus ihre Dienste getan, sagt Samira Gaid von der Denkfabrik Hiraal Institute in Mogadischu. Sie machte den Job gut und sei beliebt gewesen. Besonders 2011 als die internationalen Truppen Al-Shabaab aus der Hauptstadt Mogadischu vertrieben. Doch in den letzten Jahren habe Amisom keine grossen Erfolge mehr vorweisen können.
Schlechte Zusammenarbeit
Das hat viele Gründe: Al-Shabaab ist heute keine klassische Kampftruppe mehr, sondern arbeitet mit Guerillataktik. Amisom ist hingegen eine klassische, wenig mobile Kampftruppe geblieben. Zudem kommen die meisten Amisom-Soldaten aus den Nachbarländern. Da gibt es diplomatische Spannungen. Und nicht zuletzt sei es eine Truppe aus dem Ausland. Und das fühle sich für viele Somalis wie eine Besatzungsmacht an.
Doch die somalische Politik hat es der Friedensmission auch nicht einfach gemacht. Die Zusammenarbeit mit den somalischen Sicherheitskräften funktioniert schlecht. Statt gemeinsam Al-Shabaab zu bekämpfen, setzt die aktuelle Regierung andere Prioritäten, sagt die Leiterin des Hiraal Institutes: «Es ist ein somalisches Führungsproblem. Die politische Elite benutzt die somalischen Sicherheitskräfte lieber für den eigenen Machterhalt, statt Al-Shabaab zu bekämpfen.»
EU wird ungeduldig
Das zeigte sich vor allem in den letzten Monaten. Somalia hätte bereits im Februar 2021 Präsidentschaftswahlen durchführen sollen. Präsident und Premier liefern sich einen Machtkampf, die Wahlen wurden immer wieder verschoben. Dass die Politiker mit sich selbst beschäftigt sind, kommt Al-Shabaab zugute. Die Terrorattacken haben zugenommen. Erst letzte Woche kamen bei Anschlägen mindestens 53 Menschen ums Leben.
Dass sich die Sicherheitslage verschlechtert, schieben viele Somalis den Amisom-Truppen zu. Die wiederum schieben der somalischen Regierung. Und die internationale Gemeinschaft, allen voran die EU, die jedes Jahr Millionen in Amisom steckt, wird ungeduldig.
Ende in Sicht
Darum braucht es eine neue Friedensmission: Nun tritt Atmis in Kraft, die African Union Transition Mission in Somalia. Die neue Mission sei vor allem psychologisch wichtig, sagt Gaid. «Das gibt der internationalen Gemeinschaft, aber auch den Somalis das Gefühl, dass die Friedensmission bald beendet werden könnte. Aber vor Ort wird sich nichts ändern, sogar das Personal bleibt das gleiche.» Das einzige, das ändere, sei der Name, dass darin nun das Wort «Transition» – Übergang vorkomme.
Es ist das Ziel, dass die Atmis-Truppen in den nächsten drei Jahren gänzlich abziehen und die Sicherheit allein dem somalischen Staat überlassen sollen. Das allerdings hält Gaid nicht für realistisch. Es brauche mindestens noch fünf bis zehn Jahre, um ein Afghanistan-Szenario zu verhindern, dass – sobald die internationalen Truppen abziehen – Mogadischu von den Terroristen eingenommen wird.
Doch für Sicherheit zu sorgen, das sei in erster Linie die Aufgabe der somalischen Politik: «Die neue Mission kann der somalischen Politik nur den Rücken frei halten.» Die grösste Friedensmission der Welt wird auch mit neuem Namen die Probleme Somalias nicht lösen können. Das müssen Somalias Politiker selbst tun.