Das Schiff mit der edlen Getränkeladung ist nach ersten Schätzungen schon zwischen 1850 und 1876 gesunken – und die Fundstücke dementsprechend alt. Laut des Expeditionsleiters Tomasz Stachura hat das Taucherteam das Wrack in 58 Metern Tiefe zuerst für einen Fischkutter gehalten.
Bei einem mehrstündigen Tauchgang Mitte Juli wurde dann der Schatz entdeckt: «Wir sahen mehr als 100 Flaschen Champagner und Körbe mit Mineralwasser in Tonflaschen», sagte der Taucher Tomasz Stachura. Beim Champagner deuteten Reste der Schrift auf den Korken auf die bekannte französische Firma Louis Roederer hin.
Wertvolle Sammlerstücke
Der Tauchgang wird sich für die polnische Gruppe gelohnt haben: Für die Flaschen werden wohl insbesondere Sammlerinnen und Sammler tief in die Tasche greifen: «Bei ähnlichen Funden haben Sammler auch schon zehn- bis dreissigtausend Franken pro Flasche ausgegeben», ordnet SRF-Wirtschaftsredaktor Pascal Lago ein.
Auch könnten die Champagnerflaschen auf dem Weg zum schwedischen Königshaus oder dem damaligen russischen Zaren gewesen sein. Das liesse Sammlerherzen noch höher schlagen, so Lago.
Doch lässt sich der jahrhundertealte Champagner auch trinken? «Laut Experten müssen zuerst Labortests gemacht werden, ob das Getränk noch sicher ist», so Pascal Lago. «Aber in der Regel lagert der Champagner gut, auf dem Meeresgrund sogar unter perfekten Bedingungen.» Konstante Temperaturen von zwei bis vier Grad, eine waagrechte Position und völlige Finsternis: So altert der edle Tropfen gut.
Mineralwasser: Medizin für die Reichsten
Weniger edel scheint heute das Mineralwasser. Dabei war es im 19. Jahrhundert genau umgekehrt: «Mineralwasser war damals viel mehr wert als Champagner. Denn es wurde wie ein Medikament behandelt. Nur die Allerreichsten konnten es sich leisten», erklärt der Wirtschaftsredaktor.
Entsprechend aufwendig war damals auch der Transport: Das kostbare Mineralwasser sei nur unter Polizeischutz transportiert worden.
Eine erste Analyse der Unterwasserfotos ergab, dass das Mineralwasser wohl von der deutschen Firma Selters stammt. «Dank der Form des Stempels und der Hilfe von Historikern wissen wir, dass das Wasser zwischen 1850 und 1876 abgefüllt wurde, was auf den wahrscheinlichen Zeitraum des Untergangs des Schiffes hinweist», sagte Expeditionsleiters Tomasz Stachura.
Das auf Wracksuche spezialisierte Tauchteam hat nun die schwedische Universität Södertörn bei Stockholm benachrichtigt, die sich mit Unterwasserarchäologie befasst. «Am Schluss entscheiden schwedische Behörden, was mit dem Schiffswrack passieren wird», so Pascal Lago. «Ganz leer ausgehen dürften die Taucher aber nicht.»