Die Coronakrise hinterlässt in Thailand tiefe Spuren, wenn auch nicht unbedingt im Gesundheitsbereich. So liegen die Zahlen der Infizierten mit etwas mehr als 3000 relativ niedrig – bei einer Bevölkerung von rund 70 Millionen Menschen. Doch die staatlich verordnete Grenzschliessung und die verlangsamte Weltwirtschaft treffen Thailands Wirtschaft empfindlich.
Flughäfen geschlossen
Zwar wirbt Thai Airways immer noch im Internet mit luftigen Versprechen für ihre Dienste, doch fliegen tut die thailändische staatliche Fluggesellschaft seit April nicht mehr. Und noch bis Ende Juni wird keines ihrer Flugzeuge in die Luft abheben. Bis dann nämlich sind Thailands Flughäfen für internationale Flüge geschlossen.
Die über 20'000 Angestellten von Thai Airways trifft das schwer. Die Airline habe seinen Lohn diesen Monat von umgerechnet 2300 Franken auf 300 Franken gekürzt, sagt etwa ein Steward per Whatsapp. Er befürchtet, seine Arbeit zu verlieren, deshalb will er seinen Namen nicht genannt haben.
Schwer angeschlagene staatliche Airline
Er wisse nicht, was mit den Angestellten passieren werde. «Wir erfahren alles nur aus den Medien.» Allerdings passe diese Praxis zu Thai Airways. Schliesslich sei sie für ihre undurchsichtigen Geschäftspraktiken bekannt, so der temporär arbeitslose Flugbegleiter.
Die thailändische Wirtschaft hat es verpasst, die Innovation zu fördern und sich vor Krisen zu wappnen.
Schon vor der Coronakrise war die staatliche thailändische Fluggesellschaft schwer angeschlagen. Nun bat die Airline die thailändische Regierung um einen Kredit in Höhe von fast zwei Milliarden Franken. Sonst müsse sie Konkurs anmelden.
Die Regierung jedoch gab kein Geld, stellte Thai Airways aber unter Aufsicht eines Konkursgerichts. Dieses soll dafür sorgen, dass die Airline restrukturiert wird. Das Management wird ausgewechselt. Die Fluggesellschaft könne währenddessen weiterfliegen und ihre Beschäftigten behalten, hiess es.
Mangelnde Innovationsfähigkeit
Für Somprawin Manprasert, Chefökonom der thailändischen Bank of Ayudhya, ist der Zerfall von Thai Airways ein Symbol für den Zustand der thailändischen Wirtschaft. Thai Airways als Staatsunternehmen habe sich in den vergangenen Jahren nicht angepasst und nicht verbessert, sagt er.
«Das geht nicht, in einer sich ständig verändernden Welt, in der man konkurrenzfähig bleiben muss», so Manprasert. «Genauso haben es andere thailändische Wirtschaftszweige verpasst, die Innovation zu fördern und sich vor Krisen zu wappnen.»
Es droht eine schwere Wirtschaftskrise
So hat Thailand in den vergangenen Jahren hauptsächlich auf den Tourismus und die Produktion und den Export von Autos und elektronischen Geräten gesetzt. Wegen Corona und den geschlossenen Grenzen ist der Tourismus komplett eingebrochen, der Export ging im ersten Quartal drastisch zurück.
Experten betonen, dass – wie anderswo auf der Welt auch – Thailands Wirtschaft langsamer wachsen werde als vor der Krise. Einige prognostizieren gar, dass das Land in die schlimmste Wirtschaftskrise seit der Asienkrise von 1998 schlittern wird. Laut der Weltbank werden bald viele Thais Schwierigkeiten haben, ihre Grundbedürfnisse zu decken.