Wolfgang Schäuble, ein wegweisender Politiker der deutschen CDU (Christlich Demokratische Union), ist verstorben. Bundeskanzler wurde Schäuble nie; trotzdem hinterliess er in mehr als 50 Jahren Spuren in der Zeitgeschichte Deutschlands und Europas. Seine Karriere verlief parallel zum Auf- und Abstieg der CDU.
Schäuble, in der CDU seit 1965: 1972 errang er erstmals ein Mandat für den Deutschen Bundestag, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Das Bild zeigt ihn im Jahr 1973 als Vorsitzender der Jungen Union (links) zusammen mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger. Wolfgang Schäuble bleibt länger als jeder andere im Deutschen Bundestag.
Schäuble, Kohls Kanzleramtsminister: Wolfgang Schäuble war ab 1984 in der Regierung von Helmut Kohl Chef des Kanzleramtes und Minister für besondere Aufgaben. Eine der besonderen Aufgaben bestand darin, Gespräche mit Parteivertretern der SED zu führen, welche die DDR regierte. Im Bild sind (von links) Gunter Rettner, Leiter der Abteilung für Internationale Politik und Wirtschaft (SED), Herbert Häber, für BRD-Parteikontakte zuständig (SED), und Wolfgang Schäuble (CDU).
Schäuble trifft Honecker: In seiner Funktion als Chef des Bundeskanzleramtes bereitete Schäuble 1987 den Besuch des Vorsitzenden des Staatsrats der DDR, Erich Honecker, vor. Das Treffen fand 1987 statt, im Bild Wolfgang Schäuble, Erich Honecker und Helmut Kohl.
Schäuble, Minister der Einheit: Helmut Kohl gilt als Kanzler der Deutschen Einheit. Wolfgang Schäuble verhandelte als sein Innenminister die rechtliche Integration der DDR in die Bundesrepublik. Zusammen mit dem DDR-Unterhändler Krause handelte er innerhalb weniger Wochen die Details des Einigungsvertrags aus. Kurz darauf wurde er Opfer eines Attentats, das ihn fast das Leben kostete und ihn in den Rollstuhl zwang. Allerdings tat dies seiner politischen Karriere keinen Abbruch. Von 1991 bis 2000 war er Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Schäuble als Parteichef der CDU: Nach dem Machtverlust der Christdemokraten 1998 wurde Schäuble im Zuge der Neuaufstellung der CDU Parteichef. Angela Merkel wurde Generalsekretärin. 2000 trat er aufgrund der CDU-Parteispendenaffäre und einer 100'000-Mark-Barspende von diesem Amt zurück. Er blieb aber Mitglied des CDU-Präsidiums und war nach der Bundestagswahl 2002 in der Fraktion der Stellvertreter von Angela Merkel in Sachen Aussen-, Sicherheits- und Europapolitik.
Schäuble als Innenminister und Finanzminister: Nach der Bundestagswahl 2005 kehrte Schäuble unter Kanzlerin Merkel nach 14 Jahren in das Innenministerium zurück. Schliesslich wurde Schäuble Finanzminister und beschloss mit der Koalition das grösste Sparpaket der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Der deutsche Haushalt schrieb danach tatsächlich eine schwarze Null. 2016 erwirtschaftet Deutschland einen Überschuss.
Schäuble und der EU-Rettungsschirm: Bei der EU-Rettungspolitik für verschuldete EU-Länder wie Griechenland, Irland und Portugal kommt Schäuble eine Schlüsselrolle zu. Er ist einer der ersten Euro-Finanzminister, der sich für Finanzhilfen an Griechenland ausspricht. Das Verhältnis zum griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis (im Bild rechts) war allerdings nicht immer rosig.
Schäuble als Präsident des Bundestages: 2017 wird Wolfgang Schäuble Bundestagspräsident. Dieses Amt hatte er bis 2021 inne. Er blieb Abgeordneter der CDU im Deutschen Bundestag bis zu seinem Tod. Zu seinem 50. Jahrestag im Bundestag erhielt er eine Schallplatte mit seinen besten Reden.