16. April 1927: Joseph Aloisius Ratzinger wird im bayerischen Marktl am Inn als Sohn eines Polizisten und einer Köchin geboren.
1941: Im Zuge der Jugenddienstpflicht kommt er in die Hitlerjugend und wird im Zweiten Weltkrieg als Flakhelfer in München eingesetzt. Ende 1944 wird er zur Wehrmacht eingezogen. Nach dem Krieg kommt Ratzinger in US-Gefangenschaft und wird am 19. Juni 1945 entlassen.
1946: Ratzinger beginnt sein Studium der Theologie und Philosophie in Freising und München.
29. Juni 1951: Er wird zusammen mit seinem Bruder Georg im Freisinger Dom zum Priester geweiht.
1953: Ratzinger promoviert über den Kirchenvater Augustinus, vier Jahre später habilitiert er über den Theologen Bonaventura.
1958: Als Professor beginnt er seine Hochschullehre in Freising, später geht er nach Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg.
1962-65: Ratzinger nimmt als theologischer Berater des Kölner Erzbischofs Joseph Frings am Zweiten Vatikanischen Konzil teil.
25. März 1977: Papst Paul VI. ernennt Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising. Am 27. Juni wird er zum Kardinal erhoben.
25. November 1981: Papst Johannes Paul II. ernennt ihn zum Präfekten der Glaubenskongregation in Rom, der zentralen Instanz für die Glaubens- und Sittenlehre in der katholischen Kirche.
30. November 2002: Mit der Ernennung zum Vorsitzenden des Kardinalskollegiums erhält Ratzinger das zweithöchste Amt im Vatikan. In dieser Funktion hält er 2005 die Totenmesse für Johannes Paul II. und leitet das anschliessende Konklave zur Wahl eines neuen Papstes.
19. April 2005: Das Konklave wählt Ratzinger zum 265. Papst. Fünf Tage später wird er als Benedikt XVI. in sein Amt eingeführt.
6. Juni 2005: Bei einem Konvent über die Rolle der Familie in Rom verurteilt der Papst moderne Formen des Zusammenlebens, gleichgeschlechtliche Beziehungen und Schwangerschaftsabbrüche.
21. August 2005: Benedikt feiert vor einer Million Pilgern auf dem Weltjugendtag in Köln die grösste Messe in der deutschen Geschichte.
31. August 2005: Der Papst segnet ein Dokument ab, das Priesterseminare verpflichtet, Männer mit «tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen» nicht mehr zur Priesterweihe zuzulassen.
28. Mai 2006: Im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz ruft der Papst zu Versöhnung und Vergebung auf.
12. September 2006: Benedikt zitiert in einer Vorlesung in Regensburg einen byzantinischen Kaiser mit den Worten, Prophet Mohammed habe nur «Schlechtes und Inhumanes» gebracht, weil er den islamischen Glauben mit dem Schwert verbreiten lassen wollte. Nach Protesten sagte der Papst mehrmals, seine Äusserungen seien missverstanden worden.
22. Februar 2007: In einem Apostolischen Schreiben erteilt er dem gemeinsamen Abendmahl von Katholiken und Protestanten eine Absage.
29. Juni 2007: Ein vom Papst genehmigtes Schreiben der Glaubenskongregation spricht protestantischen Gemeinschaften das Recht ab, sich als «Kirche» zu bezeichnen.
7. Juli 2007: In einem Apostolischen Schreiben rehabilitiert er weitgehend die traditionelle Messe in lateinischer Sprache, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil praktisch abgeschafft worden war. Kritiker bemängeln die Entscheidung als Rückschritt.
21. Januar 2009: Mit der Rücknahme der Exkommunikation aller vier Bischöfe der rechtsgerichteten Pius-Bruderschaft – darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson – provoziert Benedikt eine Welle der Kritik.
11. Mai 2009: Während seines Nahost-Besuchs wendet sich Benedikt in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem mit klaren Worten gegen das Leugnen, Verharmlosen oder Vergessen des Holocausts, geht aber nicht auf die Rolle der Kirche bei der Judenvernichtung ein.
11. Juni 2010: Bei einer Messe auf dem Petersplatz bittet der Papst die Opfer von sexuellem Missbrauch öffentlich um Vergebung.
22. September 2011: Auf seiner Deutschland-Reise spricht er als erster Papst im Bundestag. Zudem besucht er Thüringen und Freiburg.
22. Dezember 2012: Benedikt begnadigt seinen Ex-Kammerdiener Paolo Gabriele. Dieser war im Oktober in der «Vatileaks»-Affäre wegen der Weitergabe vertraulicher Papiere über Korruption und Geldwäsche im Vatikan zu einer Haftstrafe verurteilt worden.
11. Februar 2013: Benedikt kündigt öffentlich seinen Rücktritt an. Er verweist dabei unter anderem auf sein fortgeschrittenes Alter.
27. Februar 2013: Wegen des grossen Interesses wird die letzte Generalaudienz des Papstes auf den Petersplatz in Rom verlegt.
28. Februar 2013: Um 20.00 Uhr endet seine Amtszeit.
23. März 2013: Der emeritierte Papst empfängt erstmals seinen Nachfolger Franziskus in der Sommerresidenz Castel Gandolfo.
2. Mai 2013: Nach zwei Monaten in Castel Gandolfo kehrt Benedikt in den Vatikan zurück. Er zieht ins Kloster Mater Ecclesiae.
27. April 2014: Er nimmt an der Messe zur Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes Paul II. und Johannes XXIII. teil.
9. September 2016: Benedikts Interview-Band «Letzte Gespräche» erscheint. Darin räumt er Fehler in seiner Amtszeit ein.
13. Januar 2020: In dem Buch «Des profondeurs de nos cœurs» («Aus den Tiefen unserer Herzen») warnt er zusammen mit dem konservativen Kardinal Robert Sarah vor einem Aufweichen des Zölibats. Das wird als Affront gegen Papst Franziskus verstanden, der eine Debatte darüber eröffnet hatte.
18. Juni 2020: Erstmals seit seinem Rücktritt kehrt Benedikt nach Deutschland zurück und besucht in Regensburg seinen schwer kranken Bruder Georg Ratzinger. Der 96-Jährige stirbt zwei Wochen später.
20. Januar 2022: Ein Gutachten wirft Benedikt mehrfaches Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen vor. Als Münchner Erzbischof habe er Priester, die Kinder missbraucht hatten, wieder in der Seelsorge eingesetzt. Später räumt Benedikt in dem Zusammenhang zwar eine Falschaussage ein, spricht aber von einem «Versehen».
28. Dezember 2022: Papst Franziskus teilt mit, Benedikt sei «sehr krank», und bittet die Gläubigen um ein «spezielles Gebet» für den 95-Jährigen.
31. Dezember 2022: Benedikt XVI. stirbt im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan.